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Bildungsministerin gegen Pflichtbesuch in KZ-Gedenkstätten

KZ-Gedenkstätten zu besuchen kann für junge Menschen lehrreich sein. Ein Pflichtbesuch sei aber kontraproduktiv, meint die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz Oldenburg – und nicht im Sinne der Gedenkstätten.

Schülerinnen und Schüler in Deutschland sollten nach Ansicht der Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz, Simone Oldenburg (Linke), nicht zu Besuchen in KZ-Gedenkstätten verpflichtet werden. “Zwang ist nicht der richtige Weg, um Geschichtsbewusstsein zu entwickeln. Im schlimmsten Fall wenden sich Schülerinnen und Schüler ab und fühlen sich politisch bevormundet”, sagte die Bildungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern dem “Spiegel” (Samstag).

Eine solche Pflicht könne am Ende sogar kontraproduktiv wirken und zu einer Art “Gedenkstättentourismus” führen, warnte die Ministerin. “Hinfahren, abhaken, weiterfahren. Das wollen wir nicht.” Zudem seien viele der Gedenkstätten auch nicht in der Lage, den dann zu erwartenden Andrang von Schulklassen personell und pädagogisch zu bewerkstelligen. Oldenburg schlug als Alternative zum Gedenkstättenbesuch die Lektüre von aufgearbeiteten Zeitzeugeninterviews im Unterricht sowie Recherchen über die Schicksale von auf “Stolpersteinen” verewigten Menschen vor.

Zuletzt hatte sich Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) für einen Pflichtbesuch in den Gedenkstätten ausgesprochen. Durch die Beschäftigung mit den Schicksalen der NS-Opfer solle den Schülerinnen und Schülern Empathie vermittelt werden. Gleichzeitig stellte Prien klar, dass ein Besuch alleine nicht ausreiche, sondern dieser auch durch einen entsprechenden Lehrplan ergänzt werden müsse.