Der Bundesverband des Sozialdienstes SKM fordert von der Politik, Männer als Opfer häuslicher Gewalt nicht aus dem Blick zu verlieren. In Nordrhein-Westfalen würden etwa Gewaltschutzräume für Männer in Düsseldorf bis 2026 als Modellprojekt unterstützt, erklärte SKM am Dienstag in Düsseldorf. Doch das im Februar in Kraft getretenen, bundesweiten Gewalthilfegesetz garantiere Männern, queeren sowie non-binären Menschen in Deutschland kein Anrecht auf einen Platz in einem Gewaltschutzraum. Der SKM (Sozialdienst katholischer Männer) verwies auf das Lagebild Häusliche Gewalt 2023 des Landeskriminalamts NRW, wonach rund 28 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt männlich sind.
SKM-Generalsekretär Stephan Buttgereit forderte ein gesetzlich verankertes Recht auf Schutz vor häuslicher Gewalt auch für Männer und queere Personen, wie es die Istanbul-Konvention vorsieht. Daran müssten sich Politik und das Hilfesystem messen lassen.
Den Angaben nach haben 78 Prozent der „Freiraum Düsseldorf“-Nutzer körperlicher Gewalt berichtet, darunter Schläge, Tritte und Angriffe mit Gegenständen oder Messern. 84 Prozent der Männer berichten von psychischer Gewalt wie Abwertungen, Drohungen und Abhängigkeitssystemen. Einige Männer seien auch von ökonomischer Gewalt betroffen und hätten zum Zeitpunkt ihres Einzugs keinen Zugriff auf das eigene Bankkonto gehabt.
Es gebe nicht den „klassischen Durchschnittsmann“, der die SKM-Gewaltschutzräume in Anspruch nehme, erkläre Sozialarbeiter Julian Schröder des SKM-Männergewaltschutzes in Düsseldorf. Die jüngsten Männer seien zum Zeitpunkt der Aufnahme 20, der älteste 66 Jahre alt. Männer mit 17 verschiedenen Nationalitäten, vielfältigen Religionszugehörigkeiten und aller sozialen Milieus hätten den „Freiraum Düsseldorf“ bereits genutzt. Die Schutzräume seien fast durchweg belegt. Allein 2025 konnte „Freiraum Düsseldorf“ nach eigenen Angaben aus Kapazitätsgründen 22 Männern keinen Schutzplatz anbieten. Männerberatung – ob vor Ort oder digital – sei eine niedrigschwellige Möglichkeit, sich Hilfe in der akuten Krise zu suchen.
Das Männergewaltschutzkonzept „Freiraum“ haben den Angaben nach der SKM Düsseldorf und der SKM Köln gemeinsam entwickelt und erstmalig 2020 in Düsseldorf realisiert. Seit der Eröffnung der Männergewaltschutzräume „Freiraum Düsseldorf“ haben hier insgesamt 51 Männer das Angebot in Anspruch genommen. Sieben Männer haben in dieser Zeit ihre Kinder mit in die Schutzwohnungen gebracht.
Seitdem hätten vier weitere Träger in NRW Männerschutzräume mithilfe des Konzepts „Freiraum“ eröffnet, sodass insgesamt 20 Plätze für betroffene Männer zur Verfügung stehen. Diese seien in Düsseldorf, Köln, Rheydt/Mönchengladbach und Warendorf.