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Bessere Behandlung bei Migräne – Lücken bei Cluster-Kopfschmerz

Antikörper bringen Hoffnung für Migränekranke, beim Cluster-Kopfschmerz wirken sie offenbar nicht. Fachleute dringen auf neue Therapieformen. Dabei setzen sie auch auf digitale Angebote.

Tägliche Kopfschmerzattacken, gegen die man machtlos ist: Das betrifft inzwischen vor allem Menschen mit Cluster-Kopfschmerz, in Deutschland also etwa 120.000 bis 150.000 Menschen. Sogenannte CGPR-Antikörper helfen dagegen nicht, sagte der Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Lars Neeb, am Donnerstag. Er äußerte sich zum Deutschen Schmerzkongress, der bis Samstag in Mannheim läuft.

Bei der schwersten Form von Cluster-Kopfschmerz erlebten Betroffene keine schmerzfreien Episoden mehr, erklärte der Experte. Hier gebe es deutliche Versorgungslücken; neue Therapien müssten dringend entwickelt werden. Die Erkrankung betrifft deutlich häufiger Männer und wird nach einer Analyse der Barmer-Krankenkasse seit 2010 häufiger diagnostiziert.

Dagegen wird die Versorgungslücke in der Behandlung von Migräne immerhin kleiner: Medikamente mit GGPR-Antikörpern, die seit kurzem zur Verfügung stehen, sind hier laut Studien sehr wirksam. Lange habe man mit Mitteln gegen Bluthochdruck oder Epilepsie arbeiten müssen, die massive Nebenwirkungen haben, sagte Neeb. Zehn Prozent der Menschen in Deutschland leiden unter Migräne, vier Prozent gelten als deutlich eingeschränkt in Arbeits- und Privatleben. Allerdings dürften die neuen Medikamente erst im späteren Krankheitsverlauf eingesetzt werden. “Diese starren Vorgaben sollten angepasst werden, um individuell gegensteuern zu können.”

Hilfreich sei bei Migräne zudem grundsätzlich Ausdauersport, sagte der Psychiater Thomas Dresler, der dem Schmerzkongress gemeinsam mit der Oberärztin Heike Rittner vorsteht. Im Projekt Migra-MD, das derzeit anläuft, könnten zudem Ernährungstagebücher geführt und Zusammenhänge etwa zwischen Blutzuckerschwankungen und Migräneattacken festgestellt werden. Es umfasst auch Kopfschmerzkalender und Fragebögen; Betroffene sollen am dem Frühjahr teilnehmen können und über die Plattform auch Informationen über ihre Erkrankung erhalten.

Insgesamt leiden hierzulande laut Deutscher Schmerzgesellschaft rund 23 Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen; das entspricht einem guten Viertel der Bürger (28 Prozent). Davon sind 6 Millionen Menschen im Alltag stark eingeschränkt und 3,4 Millionen gelten als schwer schmerzkrank.