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“Besonders Seen und Flüsse sind gefährlich”

Sommer, Sonne, Sonnenschein – die Ferienzeit steht vor der Tür und bei gutem Wetter werden auch wieder Flussufer, Badeseen und Küstenstrände gut besucht. Doch der Aufenthalt am und im Wasser birgt Risiken, wie Sprecher Martin Holzhause von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) unterstreicht. Mit dem richtigen Verhalten stehe einem erholsamen Badetag aber nichts entgegen, betont er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Herr Holzhause, wo lauern denn die Gefahren beim Baden in der freien Natur?

Martin Holzhause: Ganz gleich, ob Meer, See oder Fluss: Der Aufenthalt in jedem dieser Gewässertypen bringt Risiken mit sich. Die meisten tödlichen Unfälle ereignen sich in Seen und Flüssen. Erstere sind hierzulande besonders zahlreich vertreten und werden gerne für Freizeitaktivitäten genutzt. Flüsse werden weniger aufgesucht. Hier sind die Unfallgefahren insbesondere aufgrund von Strömungen sowie Boots- und Schiffsverkehr aber größer.

In den Meeren kommen vergleichsweise wenige Personen ums Leben, obwohl das Gefahrenpotenzial ebenfalls groß ist. Doch die Menschen begegnen den Meeren mit mehr Vorsicht, und in der Badesaison werden vielerorts Strandabschnitte von Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmern beaufsichtigt.

epd: Und wie kann ich das Risiko minimieren?

Holzhause: Wer die zehn Baderegeln kennt und beachtet, geht bereits vielen Gefahren aus dem Weg. Besonders sicher sind grundsätzlich Schwimmbäder und bewachte Badestellen. Dort sind Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer im Notfall direkt zur Stelle. Auf den Konsum von Alkohol sollte verzichtet werden. Der ist gleich in mehrfacher Hinsicht problematisch. Unter anderem werden Leichtsinn und Übermut befördert. Und das sind ohnehin schon die Ursachen für sehr viele Unfälle.

epd: Was sind denn aus der Erfahrung der Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer die häufigsten Ursachen für Badeunfälle?

Holzhause: Das plötzliche Auftreten körperlicher Probleme ist eine häufige Ursache – etwa ein Krampf, Erschöpfung oder der Kreislauf macht schlapp. Ist dann keine Hilfe zur Stelle, wird es direkt lebensgefährlich. Häufig werden diese Probleme durch Fehlverhalten im Vorfeld herbeigeführt: Jemand springt überhitzt ins kühle Wasser, womöglich noch alkoholisiert, oder nimmt sich eine Schwimmstrecke vor, die zu ambitioniert ist.

epd: Wer schwimmen will, muss ins Wasser, aber gibt es vielleicht schon etwas zu beachten, bevor es ins kühle Nass geht?

Holzhause: Um den Körper nicht zu überfordern, kühle ich mich langsam ab, bevor ich ins Wasser gehe. Ist keine Dusche im Badebereich, betrete ich mit den Füßen das Wasser, befeuchte Arme und Beine und taste mich dann gemächlich weiter hinein. Der plötzliche Kontakt mit kühlem Wasser kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Sprünge aus dem Trockenen in erhitztem Zustand sind deshalb zu meiden. Auch Wassersportler wie Stehpaddler sollten immer wieder Kontakt zum Wasser aufnehmen und so den Körper für einen immer möglichen Sturz wappnen.

epd: Wie können Eltern ihre Kinder vor Gefahren beim Baden schützen?

Holzhause: Kinder sind sichere Schwimmer, wenn sie mindestens das Schwimmabzeichen Bronze, auch als Freischwimmer bekannt, abgelegt haben. Dann können sie beispielsweise mit Freunden ohne Begleitung von Erwachsenen ein Schwimmbad besuchen. Mit dem Schwimmabzeichen in der Tasche ist aber niemand vor Gefahren geschützt. Eltern tragen während des Badetages am See oder Meer trotzdem die Verantwortung und haben die Aufsichtspflicht. Sie müssen die Regeln vorgeben, zum Beispiel „nicht weiter als bis zur Bojen-Kette schwimmen“, und ihre Kinder im Blick behalten.

Das kann auch die Aufsicht durch Rettungsschwimmer nicht ersetzen, die aber zusätzliche Sicherheit bieten. Kinder, die nicht schwimmen können, dürfen auch nur in Nichtschwimmbereiche und dort auch nur bis zum Bauch ins Wasser. Kleine Kinder sollten immer zusammen mit den Eltern im Wasser und ständig in deren Griffweite sein. Schwimmflügel oder Schwimmringe können unterstützen und geben dem Kind etwas mehr Bewegungsfreiheit, schützen aber nicht vor dem Ertrinken und ersetzen nicht die ständige Aufsicht.

epd: Sollten Eltern den Kindern im Urlaub selbst das Schwimmen beibringen?

Holzhause: Die Eltern sollten den Urlaub und die Sommerzeit nutzen, um viel Zeit gemeinsam mit ihren Kindern im Wasser zu verbringen. Dabei sollten Spiel und Spaß im Vordergrund stehen. Dazu können Übungen eingebaut werden – etwa mit dem Gesicht ins Wasser tauchen, ins Wasser ausatmen oder sich mit ausgestreckten Gliedmaßen auf den Rücken zu legen. So wächst das Vertrauen zum noch unbekannten Element Wasser und das Schwimmenlernen geht später schneller. Für das Erlernen der Schwimmarten empfiehlt sich dann ein Schwimmkurs.