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Berliner Wohlfahrt fordert mehr Mittel gegen Wohnungslosigkeit

Eigentlich sollte die Wohnungslosigkeit in Berlin bis 2030 überwunden sein. Doch aus Sicht der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege ist dieses Ziel bereits gescheitert. Sie fordern mehr Geld für Prävention.

Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin (LIGA Berlin) fordern mehr finanzielle Mittel vom Land für die Prävention von Wohnungslosigkeit. Zwar stoße das Thema Vorsorge in der Politik an sich stets auf große Zustimmung, “aber bei der Finanzierung sieht es dann anders aus”, sagte Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin, am Mittwoch anlässlich des Starts der Kältehilfesaison. Sparen bei der Präventionsarbeit sei “ein Sparen am falschen Ende”.

Als Beispiel führte Kostka die persönlichen Hilfen zur Überwindung von Wohnungslosigkeit an. Diese könnten Räumungen verhindern und Menschen neue Wohnungen vermitteln. Doch diese Hilfen würden einem Mechanismus unterliegen der dazu führe, das dort eingespart wird, so die Caritasdirektorin. Dabei seien Investitionen in die Hilfen “gut angelegtes Geld”. Pro Jahr würden sie etwa 3.000 Menschen in Berlin zu einer Wohnung mit einem eigenen Mietvertrag verhelfen.

Geringere Finanzierungen für solche Präventionsprojekte würden nur zu höheren Folgekosten sowie zu sozialen Problemen führen. “Wir stehen vor einem Dammbruch. Was noch kommt, wird sehr schwierig”, sagte Kostka. “Wir wollen nicht nur der Reparaturbetrieb sein. Wir wollen mit den Bezirken daran arbeiten, dass wir einen Anstieg der Wohnungslosigkeit nicht erleben.” Wenn Menschen eine Wohnung verlieren, sei das “sozialer Sprengstoff”.

Das Ziel, dass die Wohnungslosigkeit in Berlin bis 2030 überwunden werden könne, sei gescheitert. “Die Senatsverwaltung prognostiziert, dass für das Jahr 2028 jeder 40. Berliner in einer Unterkunft leben könnte”, sagte Oliver Bürgel, Geschäftsführer des Arbeiterwohlfahrt-Landesverbandes Berlin. Laut den Wohlfahrtsverbänden lebten am 31. Januar 2025 in Berlin 53.610 untergebrachte wohnungslose Menschen (Wohnheime, Trägerwohnungen, Notübernachtungen und weitere Angebote der Wohnungsnotfallhilfe).

Damit Prävention gelinge, brauche es eine stärkere Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure wie Mieter, Gerichtsvollzieher und der Fachstellen der Wohnungshilfe, so Bürgel. Weitere konkrete Ansätze sind laut Kostka die Schulung von Hausmeistern, die auf Menschen zugehen könnten, die sich abkoppeln und Hilfe brauchen. Zudem könnten Änderungen beim Datenschutz den Informationsfluss beispielsweise bei Mietschulden verbessern.