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Berlinde De Bruyckere stellt erstmals in Hamburg aus

Berlinde De Bruyckere wirkt eher ruhig, zurückhaltend. Sie ist am Freitag nach Hamburg gekommen, um durch ihre Ausstellung „Lift Not the Painted Veil“ (Hebe nicht den bemalten Schleier) im Ernst Barlach Haus zu führen. Der Titel der Ausstellung ist zugleich die erste Zeile eines Gedichts von Percy Bysshe Shelley (1792-1822). Die Schau ist von Sonntag an bis zum 2. November zu sehen.

De Bruyckere bezieht in ihrer Kunst einen Alltagsgegenstand ein, der für gewöhnlich nicht weggeworfen wird: Sie arbeitet mit Decken. „Zonder Titel“, eine Skulptur aus einem metallenen Dreibein, über das eine dicke Decke gebreitet ist, steht im Zentrum der Ausstellung. Sie verbinde laut De Bruyckere, weil sie von überall zu sehen ist. Bis auf den Raum, in dem sich die Titelskulptur findet, die wirkt, als sei jemand komplett verhüllt und aufgebahrt.

Karsten Müller, Leiter des Hauses, stellt die Belgierin als renommierte Bildhauerin der Gegenwart vor, die 2024 den belgischen Pavillon auf der Biennale bespielt hat und gerade mit einer großen Soloschau in Brüssel geehrt wird. Einmal im Jahr zeige das Ernst Barlach Haus zeitgenössische Werke, die nicht im Zusammenhang mit dem „Hauskünstler“ stehen müssen. Dieses Mal sei es anders, da die Werke De Bruyckeres teilweise sehr explizit auf den mecklenburgischen Bildhauer Bezug nehmen und ihn gleichsam in die Gegenwart transformieren. Eines der Werke hat die Bildhauerin erst kürzlich fertiggestellt.

De Bruyckere selbst ist beeindruckt von Barlach. Vier Jahre lang habe eine Barlach-Postkarte an einer Wand in ihrem Atelier gehangen, verrät die Künstlerin. Die filigrane Gestaltung eines Gewandes bei Barlach erscheint in ihren Zeichnungen wieder. Als sie die Zeichnungen Barlachs sieht, habe sie gedacht, dass die Skulpturen eigentlich viel größer sein müssten – in der Realität seien sie aber genau passend.