Die ehemalige Parlamentspräsidentin Sabine Bergmann-Pohl hat die erste frei gewählte DDR-Volkskammer als „Arbeitsparlament“ gewürdigt. In der linken Berliner Tageszeitung „nd“ erinnerte die 78-Jährige daran, dass innerhalb eines halben Jahres 164 Gesetze verabschiedet wurden. Hinzu gekommen seien die Mitberatung von drei Staatsverträgen sowie 93 Beschlüsse. „Die letzte Volkskammer war ein ungeheuer fleißiges Parlament“, sagte die CDU-Politikerin.
Bergmann-Pohl erinnerte sich, es sei „teilweise chaotisch“ zugegangen. Sie fügte hinzu: „Vorher hatte die Volkskammer maximal zwei- bis dreimal im Jahr getagt, dann sind alle Abgeordneten wieder nach Hause gefahren. Jetzt war das ganz anders. Es war vieles provisorisch, es war vieles spontan.“
Das DDR-Parlament habe Arbeitsbedingungen gehabt, die man sich heute nicht mehr vorstellen könne: „Wir hatten keine eigenen Sitzungsräume, keine Telefone, keine Wohnungen für die Abgeordneten aus der Republik.“ Und dann habe das Parlament noch mal umziehen müssen, „aus dem ‘Palast der Republik’ raus, weil dieser angeblich asbestverseucht war“.
Die DDR-Volkskammer war am 18. März 1990, also vor 35 Jahren, zum ersten und letzten Mal frei gewählt worden. Die Wahlbeteiligung lag bei 93,4 Prozent. Als Sieger ging die „Allianz für Deutschland“ aus Ost-CDU, Deutscher Sozialer Union und Demokratischem Aufbruch hervor. Sie errang mehr als 48 Prozent der Stimmen. Die in Umfragen favorisierte Ost-SPD kam mit 21,9 Prozent auf Platz zwei. Die SED-Nachfolgepartei PDS erhielt 16,4 Prozent. Das Bündnis 90 aus der früheren Bürgerrechtsbewegung erzielte nur 2,9 Prozent.