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Beratungsbedarf zu islamistischer Radikalisierung steigt stark

“Hilfe, mein Kind radikalisiert sich!” Solche und ähnliche Notrufe nehmen stark zu, berichten Fachleute. Vor allem aus dem Bereich des Islamismus. Und nicht nur Eltern oder Freunde rufen an.

Immer mehr Menschen suchen Rat wegen islamistischer Radikalisierungen. Fast verdoppelt hat sich die Zahl der Anrufe bei der bundesweite Hotline der Beratungsstelle Radikalisierung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) im vergangenen Jahr. Sie sei mit 313 auf den höchsten Wert der vergangenen fünf Jahre gestiegen, sagte ein Sprecher der Nürnberger Behörde dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag).

Beratungsgespräche seien zumeist mit besorgten Familienangehörigen, aber auch vermehrt mit Lehrkräften geführt worden, fügte er hinzu. 2022 habe man 161 Beratungsgespräche geführt, 2021 insgesamt 224 und 2020 191. Der Leiter der Beratungsstelle, Florian Endres, führt den gestiegenen Beratungsbedarf auch auf den Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober zurück. Das sei “eine Zäsur für die Arbeit der Beratungshotline” gewesen.

Die Beratungsstelle besteht seit 2012 und nimmt Anrufe entgegen. Sie leitet die Fälle dann an derzeit 19 öffentliche und zivilgesellschaftliche Partnerberatungsstellen in ganz Deutschland weiter. Hier versuchen Fachleute, den Verwandten, Freunden, Bekannten oder Lehrkräften Ratschläge zur Deradikalisierung zu geben.