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Belgrads Erzbischof: Doppel-Amoklauf im Mai hat wenig geändert

In Serbiens Gesellschaft hat sich sieben Monate nach einem Doppel-Amoklauf mit 18 Toten nur wenig geändert. So lautet das Urteil des katholischen Erzbischofs von Belgrad, Ladislav Nemet. Er forderte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nun weitreichende Maßnahmen im Bildungs- und Mediensektor.

“Die Statistiken zeigen, dass immer noch irrsinnig viele Waffen in privaten Händen sind”, so der Geistliche. Er bezweifelt, dass eine Amnestie infolge der beiden Massaker, bei der Serben ihre illegalen Waffen straffrei der Polizei übergeben konnten, Serbien tatsächlich sicherer gemacht hat. “Wir sind ein kleines Amerika, wo jeder glaubt, sich mit einer Waffe zu Hause selbst verteidigen zu müssen.” Dieser Gedanke sei immer noch weit verbreitet.

Nemet fordert mehr Finanzierung für den Bildungssektor sowie Arbeitsmarktreformen, die es serbischen Eltern erlauben, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Zudem müssten Medien strengeren ethischen Normen unterliegen. Als eine der treibenden Kräfte hinter den Amokläufen vom Mai gelten gewaltverherrlichende Inhalte privater und staatlicher Fernsehsender.

In dem Westbalkan-Staat hatten die beiden Massaker an Schulen eine politische Lawine ausgelöst. Fast wöchentlich gibt es seither Massenproteste unter dem Banner “Serbien gegen Gewalt”. Ursprünglich als Bürgerbewegung gegründet, treten die Aktivisten nun am 17. Dezember bei vorgezogenen Parlaments- und Lokalwahlen an. Sie kritisieren die Politik von Präsident Aleksandar Vucic.