Zwar seien zwischen Juden und Christen keine Brücken abgebrochen worden, aber es fehle an Neuem, sagt Felix Klein. Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus blickt jedoch optimistisch auf Papst Leo XIV.
Der christlich-jüdische Dialog steht nach Worten des Beauftragten der Bundesregierung gegen Antisemitismus unter Druck. “Zwar wurden keine Brücken abgebrochen wie im jüdisch-muslimischen Gespräch, aber es ist schwieriger geworden, zum Beispiel gemeinsame Projekte durchzuführen”, sagte Felix Klein in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Es gibt lange gewachsene Strukturen, aber an größeren Aktionen und Initiativen sehe ich derzeit nichts Neues.”
Anlass des Interviews war die am Freitag bekanntgegebene Entscheidung des Papstes, den als Internet-Apostel bekannten Italiener Carlo Agutis (1991-2006) am 7. September heiligzusprechen. Acutis soll zu Lebzeiten eine Internetseite mit sogenannten Hostienwundern zusammengestellt haben. Dass einige dieser Wunder historisch einen anti-jüdischen Hintergrund hätten, sei von der Kirche zu wenig beachtet worden und müsse aufgearbeitet werden, so die Kritik Kleins.
Zur politischen Großwetterlage im Nahen Osten erklärte der Beauftragte, der Krieg im Gazastreifen dürfe dem christlich-jüdischen Dialog nicht schaden. Er verstehe, dass sich Papst Franziskus (2013-2025) vermittelnd habe äußern wollen; denn es gebe im Gazastreifen Christen, die genauso litten wie die muslimische Bevölkerung dort. Allerdings habe man oft den Eindruck gehabt, dass Franziskus “eben nicht ausgewogen sprach”. Äußerungen von Franziskus zur Lage in Nahost nach dem 7. Oktober 2023 waren von jüdischer Seite häufig als einseitige Parteinahme für die Palästinenser kritisiert worden.
Klein zeigte sich optimistisch mit Blick auf den Nachfolger Leo XIV. Dieser bringe gute Voraussetzungen mit, den Dialog mit der jüdischen Gemeinschaft weiterzuführen und noch zu intensivieren. “Er wurde religiös und politisch in einer Zeit sozialisiert, in der das Zweite Vatikanische Konzil und damit die katholisch-jüdischen Beziehungen mit neuem Leben gefüllt wurden.” Gerade in den USA, Leos Heimatland, funktioniere dieser Dialog besonders gut. Im Gegensatz zu Franziskus habe sich Leo XIV. in ersten Kommentaren zum Thema ausgeglichener geäußert.