Zuwanderung sei nötig, um dem Fachkräftemangel zu begegnen: Die Migrationsbeauftragte Pawlik wendet sich gegen Stimmungsmache – und fordert Gestaltungswillen statt weiterer Spaltung.
Menschen mit Migrationshintergrund können den Wohlstand von morgen sichern helfen: Das betont die Migrations- und Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung, Natalie Pawlik. Das Thema sei zudem zu komplex, um darüber “auf Schlagzeilen- und Stammtischniveau” zu debattieren, schreibt sie in einem Beitrag für die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” (Samstag). Es brauche Differenzierung; Pauschalaussagen und “abwertende Schnellschüsse auf politisch effektheischenden Gründen” richteten letztlich immer Schaden an.
“Wer behauptet, Deutschland brauche keine Zuwanderung, der blendet den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel aus, der zerstört mit Ansage unseren Wohlstand von morgen”, mahnt Pawlik. In einigen Stadtvierteln gebe es durchaus Probleme, etwa eine hohe Armutsdichte, Bildungsdefizite und Kriminalität. Dies zu benennen, sei richtig – man dürfe diese Entwicklungen aber nicht “auf Menschen und ihre gelesene Herkunft, Sprache oder ihr Aussehen” schieben.
Politik müsse nicht kommentieren, sondern gestalten, so die SPD-Politikerin. “Es geht nicht um Herkunft, sondern um marode Schulen, Kriminalität im Bahnhofsviertel, Wartezeiten für den Integrationskurs, Facharzt- oder Handwerkertermin.” Diese Themen müssten gelöst werden – und Aussagen, die verkürzten, Ängste schürten oder Ressentiments bedienen, trügen dazu wenig bei.
Vielfalt sei zuletzt sichtbarer geworden, fügte Pawlik hinzu. Auch wollten mehr Menschen mitbestimmen “und nicht mehr am Katzentisch sitzen”. Dies sei ein Zeichen von Weiterentwicklung. “Die Stärke unseres Landes zeigt sich nicht im Ausschluss, sondern in der Fähigkeit, unsere Vielfalt als Chance zu begreifen.”