Wehrdienst, Bevölkerungsschutz oder Gesellschaftsdienst: Die Grünen machen einen eigenen Vorschlag. Sie sprechen sich für einen verpflichtenden “Freiheitsdienst” aus.
Alle Bundesbürger sollen nach den Vorstellungen der bayerischen Grünen künftig einen verpflichtenden “Freiheitsdienst” ableisten. Die Fraktionschefin im bayerischen Landtag, Katharina Schulze, und der innenpolitische Sprecher Florian Siekmann plädierten am Sonntag in sozialen Netzwerken für einen Freiheitsdienst für alle im Alter zwischen 18 und 67 Jahren. Der sechsmonatige Dienst solle als Wehrdienst, beim Bevölkerungsschutz oder als Gesellschaftsdienst abgeleistet werden. Schon abgeleistete Dienste oder bestimmte ehrenamtliche Tätigkeiten sollen angerechnet werden.
Rein rechtlich gilt die Wehrpflicht in Deutschland nach wie vor. Sie wurde lediglich vom Bundestag im Jahr 2011 für Friedenszeiten ausgesetzt. Politik und Experten sind sich weithin einig, dass eine Wehrpflicht nach altem Vorbild derzeit nicht realistisch ist. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat das Modell eines auf Freiwilligkeit beruhenden Wehrdienstes vorgestellt. Danach sollen alle Männer und Frauen, die im wehrdienstfähigen Alter sind, angeschrieben werden und einen Fragebogen über ihre Fitness und Motivation erhalten. Die Beantwortung ist für die Männer verpflichtend und für Frauen freiwillig. Ein Teil der jungen Männer, die den Fragebogen ausgefüllt haben, wird aufgefordert, sich mustern zu lassen. Frauen können sich freiwillig einer Musterung unterziehen. Die Geeignetsten und Motiviertesten werden ausgewählt.
Die Union unter Friedrich Merz will ein verpflichtendes Dienstjahr für alle – Männer und Frauen – einführen. Wer nicht zur Bundeswehr möchte, muss sein “Gesellschaftsjahr” bei sozialen, kulturellen oder ökologischen Einrichtungen ableisten – entsprechend dem früheren Zivildienst. Hilfs- und Sozialorganisationen fordern demgegenüber die Stärkung der bestehenden Freiwilligendienste. Dort gebe es viel mehr Interessenten als freie Plätze.