Das fünfte Jahr in Folge sind zwei junge Bartgeier in den Berchtesgadener Alpen ausgewildert worden. Seit Dienstag bewohnen die zwei Weibchen Generl und Luisa eine 1.300 Meter hoch gelegene Felsnische im Klausbachtal, wie der Landesbund für Vogelschutz (LBV) mitteilte. Dort sollen die aktuell noch flugunfähigen Vögel in den kommenden Wochen ihre Muskulatur trainieren. Mit dem Jungfernflug der beiden wird in drei bis vier Wochen gerechnet. Seit 2021 sind mit Generl und Luisa insgesamt zehn Bartgeier in den Berchtesgadener Alpen ausgewildert worden.
Durch das Auswilderungsprojekt, das federführend vom LBV und dem Nationalpark Berchtesgaden betreut wird, könne die noch vor wenigen Jahren extrem seltene Vogelart nun regelmäßig in der Region gesichtet werden, sagt der Nationalpark-Leiter Roland Baier beim Festakt am Dienstag. Dank des gemeinsamen Wiederansiedlungsprojekts sei der Bartgeier in seine einstige Heimat um den Watzmann zurückgekehrt, sagte der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. Das öffentliche Interesse an dem Projekt sei groß. Generl und Luisa stammen aus Österreich und der Schweiz und wurden beide am 25. Februar geboren.
Der Name „Luisa“ sei von LBV-Unterstützern aus dem Landkreis Starnberg vergeben worden, teilte der LBV weiter mit. Den Namen „Generl“ suchte die Bergwacht Ramsau aus: zu Ehren der Ramsauer Bergsteigerin Eugenie „Generl“ Buhl, die mit dem Nanga Parbat-Erstbesteiger Hermann Buhl verheiratet war und vor wenigen Wochen im Alter von 99 Jahren verstorben war. Die Auswilderung fand diesmal auch mit geistlicher Begleitung statt: Vikar Daniel Jägers von der evangelischen Kirchengemeinde Bad Reichenhall-Berchtesgaden und Pfarrer Herwig Hoffmann (Ramsau-Unterstein) segneten das Bartgeier-Team für einen sicheren Aufstieg in die Felsnische.
Wie schon in den vergangenen Jahren können Interessierte auch diesmal die Bartgeier und ihre ersten Flugversuche per Livestream beobachten. Das Wiederansiedlungsprojekt ist auf mindestens zehn Jahre angelegt. Ziel ist es, die seltene Vogelart, die vor 140 Jahren in den bayerischen Alpen ausgerottet wurde, dort wieder anzusiedeln. Im nicht-deutschen Alpenraum leben rund 300 Bartgeier. Die Tiere zählen mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. In den nächsten Jahren hoffen die Experten auf die ersten in Bayern geschlüpften Bartgeierküken seit der Ausrottung der Tiere. (1763/27.05.2025)