Auf seine goldenen Flügel muss er noch etwas warten. Aber ansonsten ist Erzengel Michael auf seinen angestammten Platz hoch über Bamberg zurückgekehrt – auf die Westfassade der nach ihm benannten Kirche.
Der Erzengel Michael ist zurück auf dem Bamberger Michaelsberg. Nach drei Jahren Abwesenheit blickt die Skulptur wieder herab von der Westfassade der ehemaligen Abteikirche Sankt Michael, wie die Stadt am Donnerstag mitteilte. Dabei handele es sich allerdings um eine 650-Kilogramm schwere Reproduktion. Zu dem Schritt habe man sich entschlossen, da Wind und Wetter der um 1699 vom Bamberger Bildhauer Johann Nikolaus Resch geschaffenen Originalfigur massive Schäden zugefügt hätten.
Die neue Figur entstand den Angaben nach in der Steinmetz-Werkstatt Rieger in Bamberg. Unter Leitung des Bildhauers Kai Rötger sei der Erzengel nachgebildet worden. Der verwendete Räthsandstein stamme aus einem Steinbruch nahe Coburg, die feinen Details seien per Punktiergerät direkt vom Vorbild übertragen worden. In den kommenden Wochen müssten noch die vergoldeten Flügel und die Kreuzlanze angebracht werden. Dargestellt ist Michael mit einer Lanze, mit der er eine Satansgestalt zu seinen Füßen durchbohrt. Gilt es doch als seine Aufgabe, die Mächte des Bösen abzuwehren. Das restaurierte Original sei weiter im Infozentrum zu sehen.
Die bedeutende Klosteranlage Sankt Michael mit ihrer mehr als 1.000 Jahre alten Kirche liegt hoch über Bamberg. Bis zur Säkularisation 1803 lebten dort Benediktiner. Im November 2012 hatten sich Putz- und Steinstücke aus der Decke des Kirchenschiffs gelöst und waren auf eine leere Kirchenbank gefallen. Anschließend war das Gebäude für die Öffentlichkeit gesperrt worden. Experten hatten festgestellt, dass die Gewölbe sich absenkten und das Mauerwerk Risse aufwies; auch an vielen anderen Stellen waren Mängel gefunden worden.
Seit 2016 wird an der Sanierung der Kirche, die als Weltkulturerbe eingetragen ist, gearbeitet. Deren Wiedereröffnung ist laut Ankündigung für April 2026 geplant. Sie zählt neben dem Dom zu den Bamberger Wahrzeichen. Ihre Decke aus dem 17. Jahrhundert wird als Himmelsgarten bezeichnet. Darauf sind detailgenau fast 600 Heil- und Zierpflanzen dargestellt – darunter so exotische Arten wie Granatapfel und Ananas. Mehrere Singvögel und sechs Papageien bilden die einzigen Tiere auf den Deckengemälden. Auftraggeber war der Benediktinerabt Johann Müller, ein kenntnisreicher Botaniker und Verfasser heute noch erhaltener Kräuterbücher.