Laut dem Bamberger Erzbischof Herwig Gössl gibt es inzwischen keinen „Deckmantel des Schweigens“ mehr, wenn es um Missbrauch in der katholischen Kirche geht. Diesen „Deckmantel“ habe es in der Vergangenheit gegeben, „und er ist ein schweres Erbe für uns“, sagte er in einem Interview mit dem Fränkischen Tag (Freitag). „Ich kann für meinen Verantwortungsbereich versichern: Die Zeiten, in denen Missbrauchstäter gedeckt und Taten vertuscht wurden, sind vorbei. Dafür stehe ich mit meinem Wort.“ Der Erzbischof ermutigte Betroffene, sich zu melden und damit zur Aufarbeitung einen wichtigen Beitrag zu leisten.
Das Erzbistum Bamberg habe mit Eva Hastenteufel-Knörr eine unabhängige Rechtsanwältin und den Betroffenenbeirat, an den man sich auf Wunsch vertraulich wenden kann. Auch er persönlich stehe jedem Betroffenen für ein Gespräch zur Verfügung, sagte Gössl. „Ich kann nur alle, die Missbrauch durch Priester erlitten haben, um Verzeihung bitten für das Leid, das sie erfahren haben.“ Auch wenn eine Tat rechtlich verjährt sein sollte, erhielten Betroffene Anerkennungszahlungen von der Kirche. „Dieses niederschwellige Anerkennungssystem ist unabhängig vom Rechtsweg, der jedem weiterhin offen steht.“
Im Arbeitsstab für sexuellen Missbrauch im Erzbistum Bamberg, der unter anderem die Plausibilität der vorgeworfenen Taten beurteilt, ist laut Gössl auch weiterhin der Betroffenenbeirat nicht vertreten. Dieser fordert laut der Zeitung jedoch schon lange eine Stimme. „Es gibt Gründe dafür und dagegen, dass der Betroffenenbeirat im Arbeitsstab vertreten ist“, so der Erzbischof. Diese müssten alle berücksichtigt und abgewogen werden. Er könne nicht ausschließen, dass der Betroffenenbeirat in Zukunft eine Stimme erhalte. (00/0274/24.01.2025)