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Bahnromantik im eigenen Garten

Schienen im Garten, auf denen eine echte Lok mit 600 Millimetern Spurweite ihre Runden dreht: Manfred Schaibles Gartenbahn dampft und tuckert auf 250 Metern Rundweg durch das kleine Paradies. Und begeistert schon seit 40 Jahren große und kleine Eisenbahnfans weit über seinen Heimatort Spiegelberg im Rems-Murr-Kreis hinaus.

Vieles auf dem idyllischen Grundstück mitten im Schwäbisch-Fränkischen Wald hat der Bastler selbst entworfen und gebaut: den Lokomotivschuppen etwa und sogar die Dampflok mit einem Antrieb über einen Dampfmotor aus einer Stokeranlage. Aus einem ausgedienten Druckbehälter einer Heizungsanlage, befestigt auf einem Maschinenständer, entstand ein Wasserturm, mit dessen Hilfe sowohl die Dampflokomotive versorgt als auch Rosen und Gemüse bewässert werden.

Die erste seiner vier Dieselloks, eine Gmeinder Diesellok mit original Kaelble-Motor, entdeckte der Englisch- und Französischlehrer über einen seiner Schüler. „Anstatt Hausaufgaben zu machen, fuhr Franz immer mit dem Moped rum. So sah er, dass die Ziegelei in Steinheim an der Murr aufgelöst wurde und eine Feldbahn zum Verkauf stand. Da konnte ich ihm nicht mehr böse sein“, schmunzelt der Mann, der 1949 im Krankenhaus Nagold, damals direkt an der Bahnstrecke, geboren wurde.

Während der Schulzeit in Esslingen war ein Jugendaustausch mit der französischen Partnerstadt Vienne über mehrere Jahre hinweg prägend – nicht zuletzt für das zukünftige Bahnprojekt. Der Vater von Manfreds Austauschpartner Maurice arbeitete bei der Staatsbahn und wollte mithilfe übriger Feldbahnschienen Gartenbeete einfassen. In dem Paket waren aber auch alte Loren, also Kippwägen, die die Jungs auf die Schienen stellten. Die Idee, in eine Lore noch einen Motor einzubauen, kam von Manfred. Gesagt, getan. Für wenig Geld ließ sich ein 2CV-Motor auftreiben, samt Getriebe, und aus der Lore wurde eine Lokomotive.

„Was wir damals in Frankreich gemacht haben, kann ich hier auch“, sagte sich Schaible einige Jahre später, als er gemeinsam mit seiner französischen Ehefrau und den damals drei Kindern nach Spiegelberg gezogen war und dort auch das Gartengrundstück erworben hatte. Der Familienvater, der sich viele Jahre auch in Posaunenchören und als Chorleiter engagierte, verlegte Schienen in der Mitte des schmalen, langen Areals. Aus der Ziegelei Schorndorf ergatterte er eine gebremste Lore. Der Rollwagen diente zunächst zum Gartentransport. Auch die Kinder setzten sich drauf, bis es ihnen zu langweilig wurde und sie sich einen Rundweg wünschten. Der Papa besorgte weitere Schienen, „mehr oder weniger zum Schrottpreis“, und baute.

Zwei Runden mit der Gartenbahn für 50 Pfennige – das erste öffentliche Event im Gartengrundstück 1985 beim Spiegelberger Gemeindefest war ein Riesenspaß und brachte 200 Mark zugunsten der geplanten Mehrzweckhalle ein. Der lokalpolitisch und kulturell engagierte fünffache Vater lebte mit seiner Familie dann von 1993 bis 1997 in Kairo, wo er neben seiner Lehrtätigkeit an der Deutschen Schule der Borromäerinnen auch für die Schulbusse Verantwortung erhielt. Danach kehrte er ins heimische Eisenbahnreich zurück.

Auch seine Loks dürfen mal auf Reisen gehen. Für internationale Feldbahntreffen lädt sie der demnächst elffache Großvater hin und wieder auf den PKW-Anhänger – dann kommen die Fahrzeuge über den beschaulichen eigenen Garten hinaus. (1479/22.06.2025)