Als ein „Best of“ ihrer Arbeiten der vergangenen Jahre bezeichnet die Würzburger Autorin Ulrike Schäfer ihr jüngstes Buch. In dem Erzählband „Schmaler Grat“ (Alfred Kröner Verlag, Stuttgart) gehe es um Kipppunkte im Leben und die Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz, sagte Schäfer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Die Texte befassen sich mit Menschen, deren Leben durch innere oder äußere Ereignisse ins Wanken gerät.“
Krankheit, Verlust, beruflicher Druck oder gesellschaftliche Konflikte bilden den Hintergrund für Figuren, die an diesen Bruchstellen ihres Lebens stehen. Die Risse im Leben der Figuren sind einmal fast unsichtbar, ein anderes Mal klaffende Abgründe. Stets markierten sie eine Zäsur, nach der nichts mehr ist wie zuvor.
Schäfer betonte, dass ihre Texte auf fiktionaler Ebene entstanden seien, auch wenn gelegentlich reale Beobachtungen oder Gespräche dafür Impulse gegeben hätten. Für einzelne Erzählungen habe sie recherchiert oder Interviews geführt, etwa mit Intensivschwestern und -pflegern. Charakteristisch für die Erzählweise Schäfers ist das offene Ende.
„Ich möchte die Leserinnen und Leser einladen, die Geschichte weiterzudenken“, sagt die Autorin, die zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat, wie den Würth-Literaturpreis und den Leonhard-Frank-Preis für Dramatik. Das Motiv der Schwebe sei literarisches Stilmittel und Ausdruck ihrer Haltung: Geschichten sollen keine eindeutigen Antworten geben, sondern Fragen stellen und Raum für Interpretation lassen. Sie verzichte zudem bewusst auf eindeutige Botschaften. Diese gehörten ihrer Ansicht nach eher in politische Texte. Zudem wolle sie übersehenen Menschen eine Stimme geben. (2724/28.10.2025)