Mehr oder weniger kluge Tipps zur Lebensführung finden sich ohne Ende im Netz. Ob das den Menschen wirklich hilft? Comic-Zeichnerin Liv Strömquist meldet Zweifel an.
Liv Strömquist (46), schwedische Comic-Autorin, ist laut eigenem Bekunden genervt von einer ausufernden Ratgeber-Kultur im Internet. “Es scheint eine große, nicht mehr diskutierte oder hinterfragte Idee zu geben, sich ständig um die persönliche Gesundheit zu sorgen”, sagte Strömquist der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Viele Menschen seien inzwischen regelrecht besessen davon, eigentlich schönen aber in gewisser Weise auch zweckfreien Dingen ein Ziel zu geben.
Ein Beispiel dafür sei Schauspielerin und Wellness-Guru Gwyneth Paltrow. “Sie schaltet nicht einfach einen Song an, den sie mag, und tanzt dazu, weil sie Lust hat. Sie folgt einem Wochenplan. Dienstags tanzt sie nicht, dafür aber jeden Mittwochmorgen, weil ‘Tanzen eine Befreiung ist'”, so die Autorin.
Bekannt wurde Strömquist mit humoristischen Comics zu feministischen Themen wie “Der Ursprung der Welt”. In ihrem aktuellen Band “Das Orakel spricht widmet sie sich dem Hype um Wellness- und Gesundheitsthemen.
Im Netz kursierten die unterschiedlichsten Ratschläge zur Lebensgestaltung, stellte Strömquist fest. “Man soll diese und jene Art von Diät einhalten, man soll sich um den Schlaf sorgen, man soll regelmäßig ins Fitness-Studio gehen oder zu Hause Workout machen. Man soll regelmäßig Freunde treffen, weil es gut ist, soziale Kontakte zu pflegen – auch Musik zu hören, zu tanzen, zu singen.”
Die Selfcare-Coaches kopierten sich gegenseitig und reproduzierten immer wieder dieselben Ratschläge und Ideen, beklagte Strömquist. Dahinter stecke letzten Endes ein rein kapitalistisches Interesse: “Umso mehr Menschen sie einreden können, vielleicht ein psychologisches Problem zu haben, desto mehr Kunden finden sie für ihr Geschäftsmodell.” Inzwischen verstünden aber offenbar mehr und mehr Menschen, “dass sie eigentlich idiotischen Content konsumieren und auf diesen Plattformen ihre Zeit verschwenden”.