Artikel teilen:

Autorin: Frauen lernen, zu gefallen – “Auch nein sagen können”

Frauen sollen in den Augen der Gesellschaft vor allem eins sein: ein “Nice Girl”, kritisiert eine Autorin. Ihr neues Buch will Frauen dazu befähigen, nein sagen zu können – auch wenn das anderen nicht gefällt.

Von Frauen wird nach Einschätzung einer Autorin nach wie vor gesellschaftlich erwartet, in erster Linie zu gefallen und nirgendwo anzuecken. “Die meisten von uns sind als ‘nice girls’ sozialisiert, die erst einmal darauf achten, dass es allen anderen gut geht, bevor sie auf die eigenen Bedürfnisse schauen”, sagte Coachin Laura Busche am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Sie äußerte sich mit Blick auf den Internationalen Weltfrauentag am Samstag.

Busche hat gerade das Buch “Don’be the nice girl” veröffentlicht, in dem sie dafür plädiert, nicht weiter “auf Zehenspitzen durchs Leben zu laufen”, sondern die Scheu vor der Meinung anderer zu verlieren. “Nur wenn wir ‘Nein’ sagen können, ist unser ‘Ja’ auch etwas wert”, so die 31-Jährige. Diese Hemmung, eine Grenze zu ziehen, gebe es im beruflichen wie im privaten Zusammenhang, etwa auch bei ungewollten sexuellen Annäherungsversuchen.

Die Gesellschaft “diktiert uns, wie wir als Mädchen zu sein haben und was wir dürfen oder nicht dürfen. Wir sollen bitte keine Umstände machen, nicht zu laut sein, hübsch sein, artig sein, nicht zu viele Fragen stellen und bitte nicht zu anstrengend oder dramatisch sein”, so die Beraterin. Deshalb sei es wichtig, “klar und deutlich” zu kommunizieren. Dies mache deutlich, “dass wir keine Angst haben, falsch verstanden zu werden, einen Standpunkt zu vertreten und eine eigene Meinung zu haben.”

Busche würdigte den Feminismus vorheriger Generationen: “Ich möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass früher dafür Frauen losgelaufen sind – für das Wahlrecht etwa oder auch für das Recht zu arbeiten, ohne die Erlaubnis des Ehemanns zu benötigen.” Dies sei ihrer eigenen Generation nicht so sehr bewusst. “Wir sollten diese Rechte nicht als selbstverständlich gegeben hinnehmen, sondern laut bleiben und weiter für strukturelle Verändung antreten.”

Weiter kritisierte sie, dass das Aussehen in der Beurteilung von Frauen nach wie vor im Vordergrund stehe: “Frauen müssen vor allem eins sein: schön. Ich kann das nicht mehr hören”, sagte Busche. Daran hätten auch die Sozialen Medien ihren Anteil. “Früher hat man sich mit den Frauen im eigenen Wohnviertel verglichen. Heute vergleicht man sich über Social Media und das Netz mit der ganzen Welt. Das kann nicht gesund sein.” Dagegen helfe nur ein “unerschütterliches Selbstwertgefühl”, sagte Busche.