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Ausstellung zur “sozialistischen Musterstadt” Chemnitz

Eine Ausstellung der Chemnitzer Kunstsammlungen widmet sich von Sonntag an der Nachkriegsarchitektur im einstigen Karl-Marx-Stadt. Im Fokus stehe die Zeit zwischen 1953 und 1990, sagte Kurator Peer Ehmke am Freitag in Chemnitz. Damals hieß das sächsische Chemnitz Karl-Marx-Stadt und wurde von 1960 an als „sozialistische Musterstadt“ aufgebaut.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem realisierten Wiederaufbau im Zeichen der internationalen Nachkriegsmoderne. Zu sehen sind zahlreiche Fotografien, aber auch Pläne, Dokumente, Architekturmodelle und Alltagsgegenstände. 2025 ist Chemnitz europäische Kulturhauptstadt. In der Ausstellung, die bis zum 1. Februar 2026 zu sehen ist, wird zudem die Wechselwirkung zwischen moderner Architektur und Alltag der Bevölkerung thematisiert.

Der zeittypischen Aufgeschlossenheit für neue technologische Entwicklungen im Design und in der Mode hätten dabei die Widersprüche im real existierenden Sozialismus gegenübergestanden, hieß es. Dies habe sich etwa im Verfall der Altbausubstanz und einer fortschreitenden Umweltzerstörung geäußert. Die Wohnraumproblematik habe zu Plattenbaugebieten auf der grünen Wiese geführt.

Zudem habe es mit der Kritik an der „neuen Stadt“ ab Mitte der 1970er Jahre in Ost und West eine Rückbesinnung auf historisch gewachsene Stadtquartiere gegeben. Eine Folge sei die Revitalisierung des Gründerzeitquartiers Brühl in Karl-Marx-Stadt gewesen. Chemnitz und Umgebung waren in der DDR eine der einwohnerreichsten und am stärksten industrialisierten Regionen.