Die Görlitzer Sammlungen zeigen seit Samstag eine Ausstellung zur NS-Zeit in der ostsächsischen Stadt. Unter dem Titel „Nationalsozialismus in Görlitz – 80 Jahre Kriegsende“ werde ein bisher nahezu unbearbeitetes Kapitel der Stadtgeschichte in den Blick genommen, teilten die Sammlungen in Görlitz mit. Im Fokus stehen Alltagserfahrungen und persönliche Schicksale der Görlitzerinnen und Görlitzer zwischen 1933 und 1945. NS-Geschichte wird anhand von 19 Biografien erzählt.
Ziel sei es, die Ereignisse der NS-Zeit auf eine regionale Ebene zu projizieren, hieß es. Die Ausstellung, die bis zum 14. Dezember im Kaisertrutz zu sehen ist, spannt den zeitlichen Bogen von den 1930er Jahren bis zum 8. Mai 1945. Präsentiert werden Fotografien, Dokumente, Tagebücher und Berichte.
Die Folgen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs prägen die Stadt Görlitz bis heute wie kaum eine andere. Seit 1945 trennt die Neiße als Grenzfluss die ostsächsische Stadt in einen deutschen und einen polnischen Teil.
Museumsdirektor Jasper von Richthofen erklärte: Mit der Ausstellung werde die Geschichte des Nationalsozialismus in Deutschland nicht neu geschrieben. Doch in der Görlitzer Erinnerungskultur sei „noch Luft nach oben“. Es gelte, Ereignisse ins Bewusstsein der Bevölkerung zurückzuholen, etwa NS-Krankenmorde, ein Konzentrationslager mitten in der Stadt Görlitz oder Zwangsarbeit. Die Zeit für eine solche Ausstellung sei auch angesichts von zunehmendem Rechtsextremismus „überreif“.