Nach dem Kriegsende im Mai 1945 war die Stadt München fast nicht mehr wiederzuerkennen. Die alliierten Bomber hatten ein Ruinenfeld hinterlassen. Eindrücke davon zeigen Bilder aus der Sammlung List.
Wie München nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren aussah, darüber könne sich Interessierte in einer Sonderausstellung in der Münchner Rathausgalerie informieren. Dort zeigt die Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums unter dem Titel “Stadt in Trümmern” vom 21. November bis 17. Dezember eine Auswahl von sogenannten Trümmerfotografien. Das Herzstück bildet den Angaben zufolge ein Zyklus von Ruinenbildern, die der 1945 nach München zurückgekehrte Fotograf Herbert List (1903-1975) auf seinen Streifzügen durch die zerstörte Stadt festhielt.
Neben markanten Darstellungen des alten und neuen Rathauses seien prominente Bauten wie das ehemalige Braune Haus, die Glyptothek, der Hofgarten, die Frauenkirche, der Marstall und das Wittelsbacher Palais abgebildet, heißt es. Zerstörte Plastiken und Skulpturen seien im öffentlichen Raum in Szene gesetzt. Neben Lists Arbeiten werden auch Bilder von Clemens Bergmann, Dorothea Brockmann, Johann Danböck und Helmut Silchmüller präsentiert. Zu den wohl eindrücklichsten Exponaten gehöre ein Konvolut von Dias des Turmbeobachters Bergmann. Dieser habe im Bombenhagel der Alliierten von den Türmen der Frauenkirche aus die brennende Stadt fotografiert.
In der Ausstellung werden laut Mitteilung keine Originalfotografien gezeigt. Neben reproduzierten Dias seien hochwertige, gerahmte Ausstellungsabzüge im Originalformat zu sehen. List gilt den Angaben zufolge als einer der wegweisenden Fotografen des 20. Jahrhunderts. Als Autodidakt sei der hanseatische Kaufmann von der Neuen Sachlichkeit und dem Surrealismus geprägt. 1936 verließ er Deutschland Richtung Frankreich und Italien, ab 1937 nach Griechenland, um sich ganz der Arbeit mit der Kamera zu widmen. Es folgten Veröffentlichungen in Magazinen wie “Harper’s Bazar”, “Verve” oder “Life”.
1941 zwang der Einmarsch deutscher Truppe in Athen List zurück nach Deutschland. Ohne Akkreditierung durch die Reichspressekammer fotografierte er in den Kriegsjahren und besuchte Cocteau und Picasso im besetzten Paris. Seinen zerstörten Wohnort München hielt er als Langzeitprojekt in den Nachkriegsjahren mit der Kamera fest. Später konzentrierte sich List zunehmend auf die Reportage- und Porträtfotografie. Sein aus 1.200 Abzügen sowie 80.000 Negativen und dazugehörigen Kontaktbögen bestehendes Archiv fand Eingang ins Münchner Stadtmuseum.