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Ausbildung zur Prinzessin

Im Ausflugslokal: Das Handy klingelt. Die anderen in der Runde schauen mich fragend an. Wer ist dran? Ich sage: „Die Prinzessin.“ Bevor ich weiterreden kann, platzt es aus der elfjährigen Begleiterin heraus: „Du kennst eine echte Prinzessin???“ Ich: Ja, sicher. Alle Blicke sind auf mich gerichtet. „Das steht sogar in ihrem Pass“, sage ich. Und erkläre, dass wir gemeinsam eine Ausbildung machen.
Das Mädchen kann es kaum fassen. „Eine Ausbildung? Zur Prinzessin?“ Nein, eine andere Ausbildung. Jedenfalls findet demnächst ein Teil der Ausbildung bei der Prinzessin statt – zuhause, auf dem Schloss.
Die Elfjährige weiß sofort Bescheid: „Und da lernt ihr dann, wie man sich benimmt. Stimmt‘s?“
Nein, sage ich, es gehe auch nicht ums Benehmen. Es geht um den Beruf.
Das ist neu für die Elfjährige. Auch eine Prinzessin muss einen Beruf erlernen? Irgendwie habe sie gedacht, dass sich eine Prinzessin den lieben langen Tag die Zeit auf dem Schloss mit Beschäftigungen vertreibt, auf die sie gerade Lust hat. In wallenden Kleidern und mit Krönchen im Haar.

Es arbeitet in dem Mädchen. „Dann ist eine Prinzessin ein ganz normaler Mensch?“ Genau. So ist es. Wir erklären, wie das früher war mit dem Adel und wie sich das im Laufe der Zeit verändert hat. Würde sie meine Kollegin aus dem Kurs sehen – sie könnte nicht erkennen, dass da eine Prinzessin vor ihr steht.
Die 11-Jährige denkt nach. Schließlich meint sie: „Die Menschen sind so verschieden – aber trotzdem ist einer genauso wertvoll wie der andere, oder?“ So ist es, sagen wir. „Das finde ich gut“, meint sie und stürzt sich auf ihre Pommes, die der Kellner gerade bringt.