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Aufhebung der Zeit in der Ewigkeit Gottes

UK 13/2018, Zeit (Seite 12: „Keiner weiß, was ,Zeit‘ ist“)
In der Tat: „Keiner weiß, was ,Zeit‘ ist“. Immerhin gibt es die Möglichkeit, den Begriff „Zeit“ mit bestimmten Begriffen zusammenzuschauen, eine Beziehung zu ihnen herzustellen, und dadurch – sozusagen indirekt – auch Aufschluss über den Zeitbegriff selbst zu erhalten. These: Synopsierung beziehungsweise Relationierung ermöglicht inhaltliche Teilbestimmung. Hierzu folgende Beispiele:
1. Leben und Zeit: Alles Leben ist Leben auf Zeit. Was lebt, hat Lebenszeit. „Leben“ ist geradezu zeitlich bestimmt, zugleich damit aber auch begrenzt. – Mithin: Zeit verweist auf Begrenzung.
2. Tod und Zeit: Insbesondere das Lebewesen Mensch denkt über „seine“ Zeit nach, reflektiert deren Begrenzung und kommuniziert deren Bezug – persönlich, literarisch, fachwissenschaftlich und theologisch. Tod ist ein Thema des Lebens und damit auch seines (irdischen) Endes. – Mithin; Zeit verweist auf Beendigung.
3. Gott und Zeit: Insbesondere des Menschen Zeit enthält die Möglichkit der Öffnung hin zu Gott, genauer: dessen Anrühren der Seele durch seinen, den heiligen, Geist. – Mithin: Zeit verweist auf Bergungsmöglichkeit in Gott durch Glaube.
4. Ewigkeit und Zeit: Wir sahen: Lebens- beziehungsweise irdische Zeit nimmt ein Ende. Selbst im Universum gibt es, wie die Astrophysik lehrt, einen Stillstand von Zeit, nämlich im riesigen Bereich der so genannten „Schwarzen Löcher“. Dieses Faktum kommt der (christlichen) Theologie sehr entgegen, hat sie doch schon früh von einem „Totaliter aliter“ (lateinisch für „ganz anders“; d. Red.)„ außerhalb des irdischen Referenz- und damit Erfahrungsbereichs gesprochen. – Mithin: Zeit(-Ende) verweist auf Zeit-Aufhebung in der Wirklichkeit Gottes, der Ewigkeit.
Dr. theol Dieter Burkert, Dortmund