Sachsen-Anhalts Beauftragter für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Michael Beleites, hat die geplante Verleihung des Verdienstordens des Landes an den früheren DDR-Radrennfahrer Täve Schur kritisiert. „Täve Schurs sportliche Leistungen sind unbestritten. Doch nicht minder schwer fällt ins Gewicht, dass er von 1958 bis 1990 32 Jahre lang die SED als Abgeordneter in der DDR-Volkskammer vertrat“, erklärte Beleites am Mittwoch in Magdeburg.
Der heute 94-jährige Schur sei daher „nicht nur einfacher Mitläufer, sondern ein aktiver Träger und Unterstützer der SED-Diktatur und damit mitverantwortlich für das SED-Unrecht“ gewesen, so Beleites. Als Volkskammermitglied habe er beispielsweise 1968 für das Strafgesetzbuch der DDR mitsamt seinen politischen Straftatbeständen einschließlich der Todesstrafe gestimmt. Zudem habe Schur noch am 8. Juni 1989 für eine Volkskammer-Resolution gestimmt, die das Massaker an den Demonstranten auf dem Tiananmen in Peking rechtfertigte.
Auch nach der Wiedervereinigung habe sich Schur nicht kritisch mit der DDR auseinandergesetzt, so Beleites. Von 1998 bis 2002 saß er für die SED-Nachfolgepartei PDS im Bundestag. Er habe daher „große Schwierigkeiten damit, wenn ein Mann wie Täve Schur jetzt mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet wird, aber gleichzeitig die Opfer der von ihm vertretenen Politik noch immer das Nachsehen haben“.
Der Orden soll dem früheren DDR-Sport-Idol am 17. September von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) überreicht werden. Täve Schur gewann in seiner aktiven Zeit zahlreiche Medaillen und war neunmal Sportler des Jahres in der DDR.