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Auch virtuelles Waldbaden hilft gegen Stress

Tannen riechen, Vogelgezwitscher hören, bewegte Baumkronen sehen: Das tut der Seele gut – und zwar nicht nur in der Realität. Auch virtuelles Waldbaden kann beruhigen, so eine Studie – etwa im Wartezimmer beim Arzt.

Wer nervös im Krankenhaus auf seinen Termin wartet, erfährt zukünftig vielleicht Erleichterung durch “virtuelles Waldbaden”: Dies führt zu mehr mentalem Wohlbefinden, wie aus einer Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hervorgeht.

So verbessert das “virtuelle Waldbaden” demnach das emotionale Wohlbefinden besonders dann, wenn die virtuelle Naturumgebung mehrere Sinne wie Hören, Sehen und Riechen gleichzeitig anspricht. Die Ergebnisse wurden jetzt im “Journal of Environmental Psychology” veröffentlicht.

In Kliniken, Wartebereichen oder städtischen Innenräumen könnten “multisensorische VR-Anwendungen oder gezielte Naturinszenierungen” hilfreich für das mentale Wohlbefinden etwa von Patienten sein, erklärte Umweltneurowissenschaftlerin und Studienleiterin Simone Kühn. “Bilder, Klänge und Düfte der Natur bieten ein bislang unterschätztes Potenzial für Stimmung und geistige Leistungsfähigkeit in Alltagssituationen.”

Digitale Naturerlebnisse könnten durchaus emotionale Wirkung entfalten – “auch wenn sie reale Natur nicht ersetzen”, so Leonie Ascone, Erstautorin der Studie und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Weitere Studien mit größeren Stichproben sollen demnach folgen, um eine Allgemeingültigkeit der Ergebnisse zu bestätigen.

Für das Projekt wurde in einem Douglasienwald ein 360-Grad-VR-Video produziert und durch Originalklänge des Waldes und den Duft ätherischer Douglasienöle ergänzt.

Mehr als 130 Teilnehmende wurden zunächst durch belastende Bilder in eine akute Stresssituation versetzt. Über eine VR-Brille erlebten sie anschließend die virtuelle Waldszenerie entweder als vollständiges Sinneserlebnis (mit Bild, Ton und Duft) oder in reduzierter Form, in der nur ein einzelner Sinn angesprochen wurde.

Die Ergebnisse zeigten, dass besonders die Kombination aller drei Sinnesreize zu einer deutlich stärkeren Verbesserung der Stimmung sowie zu einem stärkeren Gefühl der Verbundenheit mit der Natur führten.

Zudem zeigten sich laut Forschern im begrenztem Umfang auch Verbesserungen im Arbeitsgedächtnis – also jener kognitiven Funktion, mit der Informationen kurzfristig gespeichert, verarbeitet und abgerufen werden können.