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Arbeitspsychologe: Diesen Schaden richten Generationen-Labels an

Arbeit und Altern – das klingt gleich nach Zündstoff. Über die unterschiedliche Arbeitseinstellung der Generationen wird derzeit viel gestritten. Ein Arbeitspsychologe sieht ein grundlegendes Missverständnis.

Boomer, Millennials, die “Gen Z” – derartige Einteilungen sind aus Sicht des Arbeitspsychologen Hannes Zacher schädlich. “Bestimmten Jahrgängen werden stereotype Eigenschaften zugeschrieben”, schreibt er in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift “Psychologie Heute” (Juli-Ausgabe). Dies könne zu schlechter Behandlung und Ausgrenzung führen – und so zu einer Art selbsterfüllender Prophezeiung werden.

Als Beispiel nannte Zacher die Vorstellung, dass junge Menschen grundsätzlich “keinen Bock auf Arbeit” hätten, nicht motiviert und unfähig seien. Diese Art umgekehrter Altersdiskriminierung – einen “Generationalismus” – gebe es schon seit der Antike. Sinnvoller sei es, die eigentlichen Probleme wie den Fachkräftemangel anzugehen.

Junge Menschen müssten “aufgrund einer besseren Verhandlungsposition auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr Jobs mit suboptimalen Arbeitsbedingungen annehmen”, mahnt der Leipziger Professor. “Anstatt in eine Wir-gegen-die-Denken zu verfallen, sollten wir uns darauf konzentrieren, was sich alle Menschen wünschen – etwa Autonomie und gute Beziehungen”.

Um das “Generationendenken” herum sei eine ganze Industrie entstanden, schreibt der Experte weiter: “Mit Büchern und Workshops zu dem Thema lässt sich viel Geld verdienen”. Dabei sei das Konzept theoretisch und methodisch fragwürdig. “Niemand kann einleuchtend erklären, warum jemand, der 1996 geboren ist und damit vermeintlich zu den Millennials gehört, einer im Jahr 1980 geborenen Person ähnlicher sein soll als einem im Jahr 1997 geborenen Mitglied der Gen Z.”

Wenn Unternehmen nun etwa “Generationen-Management” betrieben, sei dies “in der Regel Zeit- und Geldverschwendung”, kritisiert Zacher. Zudem ließen die Einteilungen meist außer Acht, dass alle Menschen von ihren Lebensumständen geprägt seien – aber auch in der Lage, sich zu entwickeln.