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Apokalyptisches Denken gehört zum Christentum

UK 44/2016, Rechtspopulismus (Seite 14: „Reden über das, was Angst macht“)
In ihren bedauerlicherweise nicht immer stichhaltigen Thesen, dennoch lesenswert, unterläuft der Autorin ein grober theologischer Schnitzer. „Apokalyptische Stimmungen vertragen sich nicht mit dem Geist des Evangeliums“, schreibt sie. Was sie meint, bleibt wie vieles offen, aber eines macht nachdenklich: Apokalyptische Stimmung heißt im theologisch-biblischen Sinn Trost geben und Hoffnung vermitteln, um nicht handlungsunfähig zu werden, sondern vertrauensvoll auf Gottes rettendes Eingreifen am Ende und sein heilvolles Handeln alles Erdenkliche zu tun und zu reden – im Geist des Evangeliums von Jesus Christus(!) allerdings.
Das apokalyptische Denken gehört immanent zum Christentum seit Anfang an und steht bei Jesus, Paulus und nicht zuletzt in der Offenbarung des Johannes im Zentrum. Glaubenshoffnungen wie die Auferstehung der Toten und das Reich Gottes sind ohne apokalytischen Hintergrund nicht vorstellbar. Schade, dass es noch Theologinnen und Theologen gibt, die eine solche Äußerung tun. Martin Albrecht, Burbach
Alte Sprachen verzichtbar
UK 45/2016, Pfarrbild (Leitartikel Seite 1: „Job? Berufung? Teilzeit?“;  Seite 5: „Streitpunkt Altsprachen“; Seite 7: „Pfarrbild – alt und neu“, „Nah an den Menschen“)
Ich begrüße sehr die Überlegungen, lebens- und berufserfahrenen Frauen und Männern durch eine Quereinsteiger-Ausbildung den Pfarrdienst zu ermöglichen. Mit Unverständnis und sehr traurig lese ich von den Bestrebungen, diesen begabten und hochmotivierten Bewerbern das Erlernen der Altsprachen Griechisch und Hebräisch zur verpflichtenden Bedingung zu machen. Diese hohe Hürde lässt sicher viele Interessierte gleich zurückschrecken.
Ich war 30 Jahre gern und wohl auch gut im Pfarrdienst der Evangelischen Kirche von Westfalen. Dabei haben sich die Altsprachen, die für wissenschaftliche Theologen unverzichtbar sind, in der gemeindlichen Praxis nicht als tragende Säulen erwiesen.
Menschen, die heute helfen wollen, dass unsere stark verkopfte Kirche eine lebendigere Gestalt gewinnt, brauchen angesichts der vielen guten Bibelübersetzungen keine Altsprachenkenntnisse, sondern vor allem, dass sie Gruppenprozesse verstehen, reiche Selbsterfahrungen gemacht haben und die politische Dimension des Evangeliums begreifen und umsetzen können.

Walter Brehm, Pfarrer i.R, Bielefeld