Die Menschen in Schleswig-Holstein wünschen sich schnellere Arzttermine. Einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Nordwest zufolge würden 68 Prozent der Menschen die freie Facharztwahl gegen einen schnelleren Termin bei einem Facharzt tauschen, der nach einem Besuch des Hausarztes vermittelt wird, teilte die Krankenkasse am Montag mit. Nur 27 Prozent der Befragten bevorzugen demnach auch in diesem Fall die freie Arztwahl, selbst wenn dies mit längeren Wartezeiten verbunden wäre. Die Umfrage in Schleswig-Holstein ziele auf ein Stimmungsbild in der Bevölkerung zum sogenannten Primärversorgungssystem, das von der AOK befürwortet werde, hieß es. Es sei zudem als Ziel im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung formuliert.
Der Weg des Patienten müsse künftig besser gesteuert werden, erklärte Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest. „Ein verbindliches Primärversorgungssystem könnte dazu beitragen, die angespannte Situation bei der Terminvergabe für fachärztliche Behandlungen in den Griff zu bekommen. Außerdem würde es dabei helfen, die zahlreichen doppelten oder überflüssigen Untersuchungen zu stoppen und zu einem effizienteren Einsatz von Beitragsmitteln führen.“
Das sogenannte Primärversorgungssystem sieht vor, dass Hausärztinnen und Hausärzte als erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten fungieren, um diese zielgerichtet und effizient durch das System zu leiten. Zudem sei vorgesehen, anderen medizinischen Berufen mehr Aufgaben in der Gesundheitsversorgung zu übertragen, um Ärztinnen und Ärzte zu entlasten. Dies bewerteten 72 Prozent der Befragten in Schleswig-Holstein mit „sehr gut“ oder „eher gut“.
Besonderen Handlungsbedarf sieht die AOK nach eigenen Angaben beim Thema „Benachteiligung von GKV-Versicherten bei der Terminvergabe“. 58 Prozent gaben im Rahmen der Forsa-Umfrage an, schon einmal erlebt zu haben, bei der Terminvergabe gegenüber Privatversicherten benachteiligt worden zu sein. Am häufigsten hätten die GKV-Versicherten dies mit 44 Prozent bei der telefonischen Terminvergabe erlebt, gefolgt von 30 Prozent bei der Online-Terminvergabe.
17 Prozent der gesetzlich krankenversicherten Befragten in Schleswig-Holstein hätten zudem angegeben, einen zeitnahen Arzttermin nur mittels einer zusätzlich gebuchten oder einer Selbstzahler- oder „IGEL“-Leistung bekommen zu haben. „Das verstößt ganz klar gegen alle Regeln und darf so nicht mehr stattfinden“, sagte Ackermann.
Die repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Nordwest ist zwischen dem 27. März und 7. April durchgeführt worden. 504 zufällig ausgewählte Personen ab 18 Jahren in Schleswig-Holstein seien in Kombination von telefonischer Befragung und Online-Erhebung befragt worden.