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Anti-Atom-Gruppen fordern nach Castor-Testfahrt langfristige Lösung

Anti-Atomkraft-Initiativen fordern nach einer ersten Probefahrt mit einem leeren Castor-Behälter von Jülich nach Ahaus erneut eine langfristige Lösung zur Atommülllagerung. Um Transportfahrten durch NRW zu vermeiden, müsse vor Ort in Jülich ein neues Zwischenlager entstehen, unterstrich Felix Ruwe von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ am Mittwoch. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte bereits Ende Oktober auf bevorstehende Test-Fahrten ab November hingewiesen.

Die Bürgerinitiative aus Ahaus und das Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ kritisierten die Testfahrt mit einem leeren Behälter vom Forschungszentrum Jülich zum Brennelemente-Zwischenlager Ahaus erneut und sprachen von einem politischen Scheitern. Eine sichere Atommüllentsorgung gebe es weder auf der Autobahn noch in Ahaus.

Marita Boslar vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ in Jülich forderte von der zuständigen NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne), die Uhren des Verfahrens „auf Null“ zu stellen und als Erstes die 2014 erteilte Räumungsanordnung für das Jülicher Zwischenlager aufzuheben. Vertreter der zuständigen Bundesministerien, des Forschungszentrums Jülich sowie der Städte Jülich und Ahaus müssten zu einem Spitzengespräch zusammenkommen. Es sei schleierhaft, warum das in den vergangenen 15 Jahren nicht geschehen sei, erklärte Boslar.

Den Anti-Atomkraft-Initiativen gelang nach eigenen Angaben eine Dokumentation der Castor-Strecke von Jülich über die B56, die Autobahnen 44, 46, 57, 52, 3, 59 und 31 über Duisburg, Bottrop nach Ahaus. Dort habe der Transporter mehr als 30 Minuten rangiert werden müssen, hieß es. Der Leer-Castor sollte laut Einschätzung der Initiativen am Mittwochabend zurück nach Jülich fahren. Weitere Proteste sollen für eine kommende Probefahrt am 21. November folgen.

Die Anti-Atom-Initiativen kritisieren mit Blick auf das vorgesehene Zwischenlager in Ahaus auch eine fehlende Reparaturmöglichkeit für defekte Castoren. Zudem sei vor einer Endlagerung eine Neuverpackung der rund 300.000 Brennelementkugeln notwendig, die in Ahaus nicht möglich sei. Weiterhin sei eine Klage der Stadt Ahaus gegen die Einlagerungsgenehmigung für die Jülicher Castoren vor dem OVG Münster anhängig.

Hintergrund für die Testfahrten sind die für das kommende Jahr geplanten Straßen-Transporte mit sogenannten Kugelbrennelementen vom Forschungszentrum Jülich aus einem stillgelegten Versuchsreaktor zum Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus. Rund 300.000 abgebrannte Brennelemente sollen transportiert werden. Die auf 20 Jahre begrenzte Betriebserlaubnis des Jülicher Lagers lief bereits 2013 aus. Deshalb erfolgte eine Räumungsanordnung. Mangels Alternativen lagern die radioaktiven Kugeln noch immer dort und sollen nun in Ahaus zwischengelagert werden. Doch auch die Genehmigung des dortigen Zwischenlagers ist befristet.