Angel Fernandez Artime ist wie Franziskus ein Ordensmann. Über zehn Jahre leitete der Spanier die Salesianer Don Boscos, den zweitgrößten Männerorden der katholischen Kirche mit gut 14.000 Mitgliedern in rund 130 Ländern. Der ist vor allem in der Jugendarbeit tätig; Artime steuerte die Gemeinschaft durch unruhige Zeiten: Finanzprobleme, Strukturreformen, Aufarbeitung von Missbrauch.
Geboren wurde Angel Fernandez Artime am 21. September 1960 in der nordspanischen Kleinstadt Gozon als Sohn einer Fischerfamilie. Viele Jahre fuhr er als Kind und Jugendlicher mit dem Vater aufs Meer. Doch statt diesem nachzufolgen, wurde er Ordensmann, Lehrer und Jugendseelsorger. Nach Führungsaufgaben in Spanien und Argentinien wurde Fernandez Artime 2014 Generaloberer der Salesianer.
2023 ernannte Franziskus ihn zum Kardinal – da war Artime noch nicht mal Bischof – und berief ihn in die Behörde für Ordensgemeinschaften. Anfang 2025 machte der Papst Artime zum weltweit ersten Kardinal, der eine Frau aus Chefin hat. Die italienische Ordensfrau Simona Brambilla wurde Präfektin, Artime “Pro-Präfekt” der Ordensbehörde.
Vom Stil her könnte Artime an Franziskus anknüpfen. Er gilt als umgänglich, interessiert und zugewandt. Als langjähriger Ordensleiter mit Schwerpunkt Jugend kann er einerseits weltweite Organisation; andererseits kennt er die künftigen Herausforderungen der Kirche.
Ob allerdings die Kardinäle nach einem Jesuiten auf dem Stuhl Petri wieder einen Ordensmann wollen – dessen Mitbrüder schon viele Schlüsselstellen innehaben – ist fraglich. Und bei einem 64-Jährigen bräuchten sie zudem Mut zu einem wahrscheinlich recht langen Pontifikat.