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Angehörige fordern Polio-Impfung auch für Gaza-Geiseln

Internationale Organisationen drängen auf eine Feuerpause, um im Gazastreifen gegen Polio impfen zu können. Der Forderung haben sich auch die Angehörigen der Geiseln angeschlossen.

Sollte es zu einer Feuerpause für Polio-Impfungen kommen, müssten auch die nach Gaza entführten Geiseln geimpft werden. “Ihre Teilnahme an der Impfkampagne ist für sie überlebenswichtig, ebenso wie für alle anderen Menschen in Gaza”, heißt es in einer Mitteilung des “Forums der Geisel- und Vermisstenfamilien” von Donnerstagabend. In einem Brief an den Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, fordern sie erneut einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln.

Eine Förderung der Impfkampagne sei für den Schutz der Gesundheit aller Menschen in der Region, einschließlich der Geiseln, von entscheidender Bedeutung, heißt es in dem Schreiben, das der Vorsitzende der israelischen Vereinigung der Ärzte für öffentliches Gesundheitswesen, Hagai Levine, im Namen des Forums verfasste. Besonders wichtig sei die Impfung der entführten Kinder, darunter der jüngsten Geisel, des anderthalbjährigen Kfir Bibas.

Levine wies auf die katastrophalen Bedingungen der Geiseln sowie auf bestehende Erkrankungen und erlittene Verletzungen hin, die dringend behandelt werden müssten. Jedoch verweigere Hamas “Lebenszeichen und verhindert Besuche des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz oder anderer humanitärer Organisationen”.

Ein hochrangiger WHO-Vertreter sagte laut Medienberichten von Donnerstagabend, die israelische Armee habe einer humanitären Kampfpause zugestimmt, um eine Impfkampagne gegen Polio zu ermöglichen. Eine Entscheidung der Regierung stehe noch aus. Die Hamas erklärte sich laut Berichten bereit, mit internationalen Organisationen zusammenzuarbeiten. Demnach soll es ab Sonntag Feuerpausen in drei verschiedenen Zonen Gazas geben. Sie sollen jeweils drei Tage dauern und rund neun Stunden pro Tag umfassen.

Nachdem laut WHO Polioviren des Typs 2 in den Abwässern Gazas gefunden wurden, hat das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah Anfang August den ersten Fall von Kinderlähmung bei einem zehn Monate alten ungeimpften Kind aus Deir al-Balah bestätigt.

Die Palästinensergebiete galten seit mindestens 25 Jahren als Polio-frei. Vor Beginn des Gazakriegs betrug die Impfrate nach WHO-Angaben 99 Prozent. In Gebieten im Gazastreifen, die die Organisation evaluieren konnte, sei die Impfrate seit Kriegsbeginn auf unter 90 Prozent gesunken. Zahlreiche Gebiete seien jedoch nicht zugänglich.