Bomber fliegen über das Versteck der Familie Frank in Amsterdam. Es ist dunkel, Möbel erzittern, Gläser klirren. Bei jeder neuen Explosion draußen krümmen sich die Menschen drinnen vor Angst. Eine Stimme aus dem Hintergrund sagt: „Irgendwann wird dieser schreckliche Krieg doch vorbeigehen. Seid mutig! Es wird einen Ausweg geben.“ Es ist die Stimme von Lea van Acken, die Anne Frank spielt.
Der Film zeigt eindrücklich, wie sich der Teenager Anne fühlt, wenn er von allen Erwachsenen ständig kritisiert wird, wie sie sich in den gleichaltrigen Peter verliebt, der mit seinen Eltern ebenfalls ins Hinterhaus gezogen ist. Aber er zeigt auch die Hoffnung, die Anne für ihr Leben nach dem Krieg hat. Schriftstellerin will sie werden, und zwar eine berühmte. Sie überlegt auch, dass sie ihr Tagebuch nach dem Krieg veröffentlichen möchte mit dem Titel „Das Hinterhaus“.
Dazu überarbeitet sie einzelne Seiten, streicht Absätze hier, fügt dort wieder neue ein und wird von den Erwachsenen kritisiert, weil sie ihre verworfenen Manuskripte in den Müll wirft. Keiner soll entdecken, dass in dem Versteck im Hinterhaus jemand wohnt.
Sich an die strikten Vorsichtsmaßnahmen zu halten, fällt insbesondere der pubertierenden Anne schwer, zumal ihre Schwester Margot (Stella Kunkat) alles richtig macht. Anne ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrem Vater und der Ablehnung ihrer Mutter.
Einfühlsam auf den Punkt gebracht
Was im Buch über mehrere Seiten hin- und hergeht, weil es eine Entwicklung spiegelt, wird im Film einfühlsam auf den Punkt gebracht.
Regisseur Hans Steinbichler und Drehbuchautor Fred Breinersdorfer halten sich eng an die literarische Vorlage; sie weichen nur geringfügig ab. Etwa darin, dass der Schrank, der die Tür zum Versteck verdeckt, schon beim Einzug der Franks vorhanden ist. In Wirklichkeit wurde dieser Schrank erst etwas später eingebaut. Aber sie charakterisieren die Mitglieder der Familie Frank und die der anderen Bewohner so, wie Anne sie in ihren Aufzeichnungen selbst geschildert hat.
Anne selbst schildert in ihrem Tagebuch die Zerrissenheit der Versteckten und der Helfer zwischen Lebensfreude und Angst vor dem Entdeckt-Werden. Der Film greift das auf, indem er eine Szene beim Essen schildert: Die Familien unterhalten sich, lachen miteinander. Da fällt eine Tasse herunter. Und unter dem Versteck, in dem Arbeiter tätig sind, gehen die Maschinen aus. Atemlose Stille folgt.
Regisseur und Drehbuchautor ergänzen die Geschichte im Hinterhaus durch Ereignisse, die nicht im Tagebuch stehen, sondern in Briefen und anderen Aufzeichnungen der Familie. So zeigt der Film auch Rückblicke auf ein anderes Leben: das in der Freiheit in den Niederlanden der 1940er-Jahre: Ausflüge der Familie in die Schweiz, Anne im Kreise ihrer Freundinnen. Oder, wie Otto Frank (Ulrich Noethen) mit seiner Frau Edith (Martina Gedeck) entscheidet, unterzutauchen. Auch, was nach Ende der Tagebucheinträge geschah, wird gezeigt.
• Der Filmstart des Dramas ist in den deutschen Kinos am 3. März. www.kino.de.