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Alles und umsonst?

Qualitätsjournalismus ist für die Demokratie und die politische Kultur unverzichtbar. Aber er hat seinen Preis. Den sind allerdings immer weniger Menschen bereit zu zahlen

Die Brandstifter von Pegida wissen, was sie tun: Mit ihrem Kampfwort von der „Lügenpresse“ attackieren sie nicht nur eine Branche, sondern die gesamte Demokratie.
Ohne Medienvielfalt keine Demokratie, ohne seriöse Berichterstattung keine Meinungsbildung. Johanna Haberer, Professorin für Christliche Publizistik an der Universität Erlangen, findet dafür klare Worte: „Seriös und sorgfältig recherchierte Information ist für unsere Gesellschaft genauso wichtig wie sauberes Wasser“, sagte sie kürzlich in Pegnitz bei Bayreuth.
Seriöse Information – sie ist unverzichtbar – gerade in dieser Zeit, in der Gerüchte, Propaganda und politische Einzelinteressen viele öffentliche Debatten bestimmen. Dennoch: Kaum jemals seit 1945 blies den Medien ein so heftiger Wind ins Gesicht wie heute. Dabei ist die rechte Hetze (Hass-Kommentare im Internet und tätliche Angriffe gegen Journalisten inklusive) nur ein Problem. Dazu kommen wirtschaftliche Nöte, von denen vor allem Zeitungsverlage betroffen sind. Auflagen sinken, weil der Leserschaft der Nachwuchs fehlt. Junge Leute vertrauen eher sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co. als der Morgenzeitung. Sparmaßnahmen wie Redaktionszusammenlegungen, Personalausdünnungen und Arbeitsverdichtungen sind die Folge. Haberer: „Die sozialen Netzwerke treiben die Journalisten vor sich her, der Wettbewerb unter den Medienmachern war noch nie so hart wie derzeit.“
Das alles bewirkt, dass Qualitätsstandards zunehmend in Gefahr geraten: Vielfalt, unabhängige Berichterstattung, umfassende Recherche, die Einordnung von Ereignissen, verantwortungsvoller Umgang mit der Sprache und eine Kommentierung, die Argumente liefert statt Parolen.
Dazu kommt: Auch mit dem Internet, das Verlage und Sendeanstalten ja selbst bedienen (müssen), lassen sich kaum nennenswerte Erlöse erzielen. Denn das weltweite Netz hat eine besorgniserregende Umsonst-Mentalität hervorgebracht. Respekt vor geistigem Eigentum? Bezahlen dafür? Fehlanzeige.
Dabei muss klar sein: Jede nicht bezahlte journalistische Leistung, jedes nicht verkaufte Abo ist ein Sargnagel mehr – für die betroffenen Medien selbst (was bedauerlich genug wäre), aber auch für die politische Kultur. Dass für kirchliche Medien die gleichen Rahmenbedingungen gelten, sei nur am Rande erwähnt.
Zugegeben: Auch die „Qualitätsmedien“ sind  nicht fehlerfrei. Unter erhöhtem Arbeits- und Konkurrenzdruck verlieren auch schon mal seriöse Redakteure und Journalisten die notwendige Distanz zum Geschehen, lassen sich von Hysterien anstecken oder vertrauen allzu leichtfertig Gerüchten. In Summe aber gilt noch immer: Hier wird gut gearbeitet.  
Und gute Arbeit hat ihren PreiWie überall. Wer nicht bereit ist, den zu zahlen, wird – nicht heute oder morgen, aber vielleicht schon in wenigen Jahren – die Konsequenzen präsentiert bekommen. Denn am Ende ist die Frage nach der Zukunft der Medien die Frage nach der Zukunft unserer Gesellschaft.