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Zunehmende Gewalt in Praxen: Was ist zu tun?

Patienten, die Arzthelferinnen bedrohen: So etwas kommt laut Ärztechef Andreas Gassen immer häufiger vor. Er ruft deshalb die Politik um Hilfe – die kündigt ein Gesetz zur Strafverschärfung an.

Unglaublich, aber Gewalt und Bedrohungen in Arztpraxen kommen häufig vor
Unglaublich, aber Gewalt und Bedrohungen in Arztpraxen kommen häufig vorImago / Robert Poorten

Niedergelassene Ärzte rufen wegen zunehmender Gewalt von Patienten die Politik um Hilfe. “Aggressives Verhalten, verbale Bedrohungen bis hin zu Tätlichkeiten sind ein wachsendes Problem in den Arztpraxen”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, im Interview der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. “Nicht nur in Notaufnahmen, auch bei den Niedergelassenen eskaliert die Lage immer öfter.”

Bislang habe “so ein asoziales Verhalten null Konsequenzen”, so Gassen. “Deshalb muss das Gesetz von Justizminister Marco Buschmann zum besseren Schutz von Einsatzkräften auf die Arztpraxen ausgeweitet werden.” Es brauche in solchen Fällen deutliche und schnelle Strafen.

Lauterbach: “Uns droht so schon ein ganz massiver Arztmangel”

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb am selben Tag auf dem Portal X, dass Gewalt und Gewaltandrohungen gegen Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte stärker bestraft werden müssten. “Uns droht so schon ein ganz massiver Arztmangel, Praxen können nicht wieder besetzt werden.” Man arbeite an einem Gesetz zur Strafverschärfung.

Gassen betonte, in der Regel hätten Patienten und Ärzte ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. “Es gibt aber eine kleine, leider aber größer werdende Klientel, die wirklich schwer erträglich ist.” Am härtesten treffe es oft die Arzthelferinnen. Es gehe um verbale und physische Gewalt. “Ich hatte selbst schon einen Patienten, der eine Tür kaputt getreten hat.”

Zu den “Übeltätern” gehören laut Gassen Geflüchtete und Deutsche

Zu den “Übeltätern” gehören laut Gassen Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlinge und Deutsche. Dass sich Patienten nicht benehmen könnten und eine schräge Einschätzung der eigenen Behandlungsdringlichkeit hätten, sei ein Nationen übergreifendes Phänomen. “Was sich allerdings auch häuft: Da ist einer krank, und sechs Leute kommen als Begleitung mit in die Praxis oder die Notaufnahme und machen Radau. Das ist bemerkenswert und extrem unangenehm.”