Die humanitäre Hilfe durch die umstrittene GHF im Gazastreifen steht erneut in der Kritik. Deren Verteilzentren glichen Todesfallen, sagt die Organisation “Ärzte ohne Grenzen” und fordert eine Rückkehr der UN.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat die Hilfs-Verteilstellen der umstrittenen “Gaza Humanitarian Foundation” (GHF) als Todesfallen bezeichnet. Das von Israel und den USA unterstützte GHF-Verteilprogramm sei “ein als humanitäre Hilfe getarntes Massaker”, schreibt die Organisation in einer Stellungnahme (Freitag). Sie fordert ein sofortiges Ende des Hilfsprogramms, eine Rückkehr zu Verteilmechanismen der UN und eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens.
Ärzte ohne Grenzen (MSF) werfen der Gaza Humanitarian Foundation vor, mit ihrem Verteilsystem die Palästinenser im Gazastreifen zu entmenschlichen. Die Notleidenden würden vor die Wahl gestellt, weiter zu hungern oder für minimale Hilfe ihr Leben zu riskieren. Zudem zwinge die Verteilweise tausende ausgehungerte Palästinenser, lange Wege bis zu einem der vier GHF-Verteilpunkte zurückzulegen und “um Essensreste zu kämpfen”.
Laut MSF sind seit Aufnahme des GHF-Verteilprogramms Ende Mai mindestens 500 Menschen auf der Suche nach Nahrungsmitteln getötet und knapp 4.000 verletzt worden. So sei die Zahl der Patienten mit Schussverletzungen in den medizinischen Einrichtungen stark gestiegen.
Die Organisation fordert Israel und seine Verbündeten auf, die Einfuhr von Lebensmitteln, Treibstoff, medizinischen und humanitären Hilfsgütern zuzulassen. Ferner müsse man zum UN-koordinierten System zurückkehren, da humanitäre Hilfe nicht von einer der Kriegsparteien kontrolliert werden dürfe. Israel verfolge “eine gezielte Taktik der Nahrungsmittelentzug gegen die Palästinenser”.
Kritik übte MSF an der internationalen Gemeinschaft, “die sich offenbar mit ihrer Rolle bei der Duldung und Fortsetzung einer Kampagne abgefunden hat, die den Mustern eines Völkermords entspricht”.
Bei den GHF-Verteilpunkten handelt es sich laut MSF-Nothilfekoordindator Aitor Zabalgogeazkoa um kleine, eingezäunte Gebiete von der Größe eines Fußballfelds, die in vollständig von der israelischen Armee kontrollierten Gebieten des Gazastreifens lägen. Die Verteilung erfolge chaotisch, wer sich zu früh an einen Verteilpunkt begebe oder den Bereich zu spät wieder verlasse, werde erschossen.
Das GHF-Hilfsprogramm im Gazastreifen gilt als umstritten. Neben Kritik der Vereinten Nationen und internationaler Hilfswerke gibt es beinahe täglich Berichte über Tote und Verletzte an den Verteilpunkten. GHF wies entsprechende Berichte wiederholt als falsch zurück. Bis Donnerstagabend wurden demnach insgesamt rund 46,6 Millionen Mahlzeiten im Gazastreifen verteilt.