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Abschuss von Wölfen: Regierung meldet “günstigen Erhaltungszustand”

In der Debatte um den Abschuss von Wölfen hat die Bundesregierung einen „günstigen Erhaltungszustand“ der Tierart nach Brüssel gemeldet. Das ermögliche den Bundesländern künftig eine „leichtere Handhabe im Umgang mit Wölfen, die beispielsweise Weidetiere reißen“, teilte das Bundesumweltministerium am Montag in Berlin mit.

Umweltminister Carsten Schneider (SPD) erklärte, der Wolf habe sich in zahlreichen Gebieten Deutschlands gut entwickelt und sei wieder zu einem festen Teil der Natur geworden. Das werde auch so bleiben. „Zugleich werden die Länder ab jetzt Probleme, die es vor Ort gibt, leichter lösen können“, sagte Schneider. Sein Ministerium arbeitet gemeinsam mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium den Angaben zufolge an einer rechtlichen Grundlage für den Abschuss von Wölfen, die bislang streng unter Naturschutz stehen.

Ein „günstiger Erhaltungszustand“ einer Tierart ist nach Angaben des Umweltministeriums erreicht, wenn der Lebensraum ihr Überleben sichert und die Anzahl der Tiere so groß ist, dass ein Aussterben auch durch Krankheiten oder Wilderei nicht möglich scheint. Die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie schreibt vor, dass die Mitgliedsländer die Situation geschützter Arten regelmäßig an die EU-Kommission melden.

Wie sein Kabinettskollege Schneider betonte auch Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) die Notwendigkeit, beim Jagdgesetz entschlossen voranzukommen. „Unsere Weidetierhalter brauchen endlich Sicherheit“, teilte er am Montag mit. Rainer kündigte an, Alme und Deiche als Teil deutscher Kulturlandschaft erhalten zu wollen – das gehe nicht ohne Weidetiere. „Darum brauchen wir jetzt schnell die Änderung des Jagdgesetzes, damit Wölfe rechtssicher entnommen werden können“, forderte der Minister.

Die Bewertung des günstigen Erhaltungszustands erfolgt dem Landwirtschaftsministerium zufolge auf Grundlage des mehrheitlichen Votums einer Arbeitsgruppe der Länder. Es sei dem Landwirtschaftsminister ein Anliegen, beim Thema Wolf auf Grundlage „aktueller und sachgerechter Daten“ zu arbeiten, sagte Rainer. Das gemeinsame Ziel sei es, die tatsächliche Wolfspopulation in Deutschland differenziert und realitätsnah abzubilden.

Den „günstigen Erhaltungszustand“ bescheinigt das Umweltministerium dem Wolf den Angaben zufolge in der kontinentalen Region Deutschlands. Sie umfasst neben der atlantischen Region im Nordwesten und der kleinen alpinen Region an der Grenze zu Österreich den allergrößten Teil der deutschen Landesfläche. Bereits im Juli hatte Deutschland den „günstigen Erhaltungszustand“ für die atlantische Region gemeldet.

Laut Bundesamt für Naturschutz gab es im Berichtsjahr 2023/24 insgesamt 209 Wolfsrudel, 46 Wolfspaare und 19 sesshafte Einzelwölfe in Deutschland. Die meisten Rudel wurden aus Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen gemeldet.