UK 19/2018, Beten (Leitartikel Seite 1: „Dein Wille geschehe“)
Herzlichen Dank für Ihren Artikel zur Frage: Was machen wir da eigentlich, wenn wir beten?
Der Bochumer Pfarrer Hans Ehrenberg sagte einmal: „Der wahre Begriff von Gott ist das Gebet.“ Im Anschluss an Ihren letzten Absatz: „Gebet kommt von bitten. Aber es muss Raum bleiben. Für die Erkenntnis: Dein Wille geschehe. Nicht meiner“ zitiere ich aus dem Brief „Hitler und Israel oder Vom Gebet“, den Hans Ehrenbergs Freund Eugen Rosenstock-Huessy 1944 an seine Studentin Cynthia Harris schrieb.
Er sagt: „Jedes wahre Gebet errichtet eine Distanz zwischen zwei Polen. Am einen Pole stürzen unsere eignen Ideen und Ideale, auf deutsch, unser Eigenwille zusammen. Am anderen erstrahlt Licht, majestätisches Licht und die Schaffenskraft der Zukunft. (…) Jedes wahre Gebet lehrt die Seele des Beters, dass sein Verstand ihm nicht als Werkzeug für seine Zwecke zur Verfügung steht, sondern als die Macht, dank derer er sich selber zu richten vermag.“
Nicht das Wissen – die Erkenntnis und das Begreifen – ist die erneuernde Erfahrung. Das Ergriffenwerden geht ihm vorauf. Im Bilde gesprochen: Nicht das Lesen der Speisekarte macht satt, sondern das Essen!
Thomas Dreessen, Gladbeck
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