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3sat-Doku über steigenden Strombedarf macht die Energiewende greifbar

Strom fürs Heizen, Fahren, Gamen – der Energiebedarf hierzulande wächst rasant. Das stellt die Stromversorgung auf die Probe. Fieberhaft wird an neuen Ideen gearbeitet.

Die hiesige Stromversorgung gehört laut Bundesregierung zu den sichersten weltweit. Das ist auch gut so, denn beim Heizen und im Verkehr läuft immer mehr elektrisch. Auch durch die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI), durch Gaming und Streaming steigt der Energiebedarf weiter an. Immer mehr Rechenzentren sind deshalb nötig, die weiteren Strom benötigen.

Die Dokumentation “Wie stillen wir unseren gigantischen Stromhunger?” der 3sat-Wissensreihe “Nano” beleuchtet am 6. November um 20.15 Uhr den Energiebedarf. Dieser soll sich in Deutschland in den kommenden fünf Jahren fast verdoppeln. Der Film zeigt auch, dass es zum Stillen des gigantischen Stromhungers neuer Lösungen in Erzeugung und Speicherung bedarf.

Die Dokumentation von Christiane Henningsen und Luca Bartolotta unterstreicht: Stabile Strompreise und eine zukunftsfähige Energieversorgung – unabhängig von riskanten Erdgas-, Erdöl- und Kohle-Importen – müssen das Ziel sein. Kathrin Goldammer, Elektrotechnikerin und Leiterin des Reiner Lemoine Instituts in Berlin, drängt auf eine beschleunigte Umsetzung dieses Ziels. Die Physikerin will mit verschiedenen Projekten die Energiewende im Verkehrsbereich, beim Strom und bei der Wärme voranbringen. Sie mahnt, das Tempo beizubehalten.

Auch wenn Ausbau und Umsetzung häufig noch vor Hürden stehen, ist Volker Quaschning zuversichtlich: “Rund 60 Prozent erneuerbare Energien haben wir schon bei der Stromversorgung”, sagt der Ingenieurwissenschaftler für regenerative Energiesysteme. “Die 100 Prozent sind greifbar.”

Dazu braucht es neben einer klaren Strategie auch visionäre Technologien und Forschung – wie die des Dresdener Cleantech-Unternehmens Heliatek. Im Film gewährt es seltene Einblicke in die Entwicklung innovativer, ultraleichter Solarfolien, die auf Gebäudefassaden oder sogar Zelten installiert werden können – ein Meilenstein für dezentrale und flexible Solarenergienutzung.

Vergleichsweise leicht war laut den Filmemachern Henningsen und Bartolotta der Zugang zur Forschung: “In Dresden, Köln, Frankfurt, Darmstadt und Utrecht öffneten uns die Wissenschaftsteams ihre Türen, weil sie ihre Arbeit gerne erklären wollen.” Schwieriger hingegen sei der Zugang mit der Kamera zu Betrieben der kritischen Infrastruktur gewesen. “Übertragungsnetzbetreiber brauchen langwierige Genehmigungen, und der Aufbau eines Windrads ist eine Wetterlotterie”, erklärt das Filmemacher-Duo.

Für diesen Film haben Henningsen und Bartolotta erstmals zusammengearbeitet. “Uns faszinierte, wie groß der technische und gesellschaftliche Wandel ist, mit dem sich die Energiebranche gerade konfrontiert sieht”, erklären die in Hamburg lebende freie Autorin und der in Mainz lebende Journalist der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Von Anfang an wollten die beiden herausfinden, welche innovativen Ansätze es gibt, “unseren gigantischen Stromhunger effizienter und kostengünstiger zu stillen? Und wo hakt es noch beim Ausbau der Erneuerbaren?”

Mit europaweiten Beispielen aus interessanten Blickwinkeln und seltenen Aufnahmen verdeutlicht die Dokumentation, dass die Energiewende kein abstraktes Ziel, sondern ein praktischer, greifbarer Umbau ist. Die Wissenschaft zeigt spannende Wege auf. Technologisch gibt es schon viele funktionierende Lösungen – von Batteriespeichern über digitale Stromnetze und neuer Speichertechnik.

Am Horizont zeigen sich weitere neue Ideen aus der Forschung, beispielsweise Eisen als Speichertechnologie. Hoffnung macht aber auch, dass hierzulande viele engagierte Menschen bereits ihren Beitrag leisten. Zu ihnen zählt der Jungunternehmer Joschua Bauer: Im Film zeigt er, wie er in Eigeninitiative ein lokales Geschäft für Balkonkraftwerke in Frankfurt am Main aufbaut und damit hilft, die Energiewende wortwörtlich “Stecker für Stecker” im Alltag der Menschen voranzutreiben. Im Anschluss an die 45-minütige Dokumentation vertieft das Thema der Nano-Talk “Stromhunger vs. Klimakrise – Das Energiedilemma”.