Es ist eine “Naturalabgabe” auf die Weinernte im bischöflichen Weinberg – 252 Flaschen Grauburgunder. Der Weihbischof sagt, die “Zehn Gebote” stünden dem Weingenuss nicht entgegen.
Die Speyerer katholischen Bischöfe haben ein üppiges Weingeschenk erhalten – den traditionellen fürstbischöflichen Weinzehnt aus der Gemeinde Kirrweiler (Pfalz). Am Freitag brachte eine Delegation aus dem Weinort, der zu Feudalzeiten Sommerresidenz der Speyerer Kirchenfürsten war, die Weinfuhre per Traktor zum Dom – auf dem letzten Stück traditionsgemäß mit dem Pferdefuhrwerk. Am Speyerer Dom wurde der Wein an Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens übergeben.
2025 gab es 252 Flaschen Wein – oder wie eine Bistumssprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte: “2 mal 126 Flaschen Grauburgunder – 126 pro Bischof.” Im Vorjahr waren es noch 264 Flaschen Grauburgunder.
Der Weinzehnt ist eine Naturalabgabe auf die Weinernte im bischöflichen Weinberg in der Gemarkung “in den Flegeläckern” in Kirrweiler. Der ehemalige Fürstbischöfliche Weinhof überdauerte die Französische Revolution. Seit 1925 ist dort ein privates Weingut beheimatet, das sich auch um den bischöflichen Weinberg kümmert.
Die mit der Säkularisation vor 200 Jahren eingestellte Abgabe des Weinzehnts lebte 2011 erstmals wieder auf. Seitdem geht der Zehnt jährlich als Geschenk der Gemeinde Kirrweiler nach Speyer – nun zum 15. Mal. In früheren Jahrhunderten wurde der Weinzehnt im fürstbischöflichen Zehntkeller in Kirrweiler entrichtet. “Heutzutage bringen die Kirrweilerer den trinkfertigen Wein direkt zu den Bischöfen nach Speyer”, hieß es. Begleitet wurde die Weinfuhre von einer Abordnung der Ortsgemeinde mit dem Kirrweiler Bürgermeister Rolf Metzger und Weinprinzessin Zoé I.
Weihbischof Georgens begrüßte die Delegation laut Bistum mit den Worten: “Mein Keller ist leer, aber ich habe Hoffnung.” Seine kurze Ansprache schloss Georgens mit einem Reim: “Wär’ der Wein verboten, weil dieses Gottes Sinn, stünd’ in den Zehn Geboten, dies ganz bestimmt darin / Und weil da nicht geschrieben, dass man nicht trinken soll, hat Gott dies, meine Lieben, wahrhaftig nicht gewollt.”
Bürgermeister Metzger sagte: “Der bischöfliche Stuhl hat noch einen Weinberg in Kirrweiler, deshalb können wir zurecht behaupten, dass wir einen Weinzehnt hier abliefern und tun dies gerne in alter Verbundenheit.” Er erklärte, dass der Weinzehnt in diesem Jahr etwas geringer ausfalle, weil das vergangene Weinjahr kein gutes gewesen sei. In diesem Jahr stammt der “Zehnt-Wein” aus dem Weingut Matt-Schwaab. Dessen Inhaberin Meike Schwaab verwies darauf, dass sie einen Grauburgunder “mit reifen Aromen von Birne und Brioche” übergebe. Grauburgunder sei “die von den Bischöfen gewünschte Rebsorte”.