Musik ist gut für Körper und Seele. Während Corona haben viele Deutsche das für sich entdeckt. Die Zahl der Amateurmusiker ist deutlich angestiegen. Singen ist eher Frauensache, Instrumente sind bei Männern beliebter.
Die Deutschen musizieren wieder mehr in ihrer Freizeit. 21 Prozent der Bevölkerung ab 6 Jahre greifen zum Instrument oder singen. Das sind rund 16,3 Millionen Menschen und etwa 2 Millionen mehr als noch vor vier Jahren, heißt es in einer am Donnerstag in Bonn veröffentlichten Allensbach-Studie des Deutschen Musikinformationszentrums.
Die meisten Freizeitmusizierenden spielen ein Musikinstrument (81 Prozent), etwa halb so viele singen (41 Prozent); rund 20 Prozent machen beides. Während das Instrumentalspiel stärker von Männern und Menschen mit höherem sozioökonomischen Status ausgeübt wird, ist Singen besonders bei Frauen und in der älteren Generation verbreitet.
Der Zuwachs an Amateurmusizierenden seit 2020 ist laut Umfrage vor allem bei Erwachsenen ab 30 Jahre sichtbar – aktuell musiziert in dieser Altersgruppe jeder Sechste, 2020 war es noch jeder Achte. “Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass viele Menschen nach oder auch während der Corona-Pandemie das Musizieren für sich entdeckt oder ihr musikalisches Hobby wieder aufgegriffen haben”, sagte Studienleiter Michael Sommer vom Institut für Demoskopie (IfD) Allensbach.
Aktiv sind die Musizierenden in verschiedensten Zusammenhängen: Fast ein Drittel singt in einem Chor, jeder Siebte bis Achte musiziert in Orchester, Ensemble oder Musikgruppe, spielt in einer Band oder macht projektbezogen Musik. 23 Prozent sind im kirchlichen Bereich aktiv. Bedeutendster Ort bleibt aber mit 67 Prozent der Befragten das Zuhause beziehungsweise das private Umfeld.
Musiziert wird meistens regelmäßig: Zwei Drittel der Erwachsenen üben ihr Hobby mindestens einmal wöchentlich aus, Kinder und Jugendliche sogar noch öfter. Dabei zeigt sich: Besonders diejenigen, die intensiv musizieren, sind überdurchschnittlich oft bereits in jungen Jahren zur Musik gekommen. Im Durchschnitt liegt das Einstiegsalter bei 12 Jahren.
Zu den wichtigsten Zugangswegen zur Musik zählen die öffentlichen und privaten Musikschulen (für 24 beziehungsweise 8 Prozent der Amateurmusizierenden) sowie der Privatmusikunterricht (23 Prozent). Die meisten Amateurmusizierenden haben jedoch über Chor, Orchester beziehungsweise Musikverein (31 Prozent) oder das private Umfeld (28 Prozent) und – über alle Altersgruppen und Sozialschichten hinweg – insbesondere über die Schule (38 Prozent) zum Musizieren gefunden. Für Amateurmusizierende mit niedrigerem sozioökonomischen Status spielen niedrigschwellige Zugänge beispielsweise über Kirchen, Kultur- und Jugendzentren und Kitas eine wichtigere Rolle als in anderen sozialen Schichten.
“Eine vielfältige und lebendige Amateurmusikszene ist ein wesentlicher Bestandteil kultureller Teilhabe – sie stiftet Gemeinschaft, fördert Kreativität und trägt zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei”, sagt Stephan Schulmeistrat, Leiter des Musikinformationszentrums. “Unsere Studie zeigt auch, welchen persönlichen Wert das Musizieren für viele Menschen hat: Wohlbefinden, soziale Nähe und kreative Entfaltung sind zentrale Motive.” Für Ältere ab 60 Jahren geht es auch darum, geistig fit zu bleiben und Freunde zu treffen. “Umso wichtiger ist es, den Zugang zu musikalischem Engagement offen, niedrigschwellig und vielfältig zu gestalten.”
Die Untersuchung basiert auf 1.190 mündlich-persönlichen Interviews im Zeitraum November 2024 bis Januar 2025. Befragt wurde ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre, darunter 325 Eltern, die auch Auskunft zum Musizierverhalten ihrer Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren gaben.