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13. deutsch-französischer Jugendliteraturpreis vergeben

Die Autorinnen Eva Rottmann und Raphaëlle Calande haben am Freitag in Saarbrücken den 13. deutsch-französischen Jugendliteraturpreis erhalten. Rottmann wurde für „Fucking fucking schön“ und Calande für „Les mille vies d’Ismaël“ („Die Tausend Leben von Ismaël“) ausgezeichnet. Für die beiden Werke gibt es jeweils ein Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro. Zudem stehen zusätzliche 2.000 Euro für die Übersetzung in die andere Sprachen zur Verfügung.

In „Fucking fucking schön“ geht es um erste sexuelle Erfahrungen in zehn unterschiedlichen Geschichten, die miteinander verwoben sind. Jurymitglied Stefan Hauck betonte, dass Rottmann die Geschichten wie „kleine Kammerspiele“ inszeniert habe. Mit großer Empathie versetze sie sich in ihre Figuren und beschreibe „Momente großer Nähe wundervoll poetisch“.

Rottmann unterstrich die Bedeutung von Preisen für Jugendliteratur. Diese könnten wie ein Spotlight Licht auf Werke werfen und ihnen Aufmerksamkeit bringen.

In „Les mille vies d’Ismaël“ fliegt der 15-jährige Ismaël von der Schule und seine Mutter schickt ihn als letzte Chance für ein Praktikum in ein kleines Restaurant nach Lyon. Jurymitglied Gilles Buscot betonte, dass der Roman tiefgreifende Themen wie Schuld, Übergewicht, Rassismus, Autismus oder familiäre Probleme aufgreife. Das Werk zeige, dass in jedem Absturz auch eine neue Chance stecke.

Calande erklärte, dass sie vorab kein Rezept für das Buch gehabt habe. Vielmehr habe sie mit ihrem Sohn, der selbst Koch ist, zusammengearbeitet und von ihm gelernt, wie der Ton und die Energie in der Küche seien. Sie sei sehr stolz, Teil der Shortlist gewesen zu sein. Von allen zwölf nominierten Werken sei sie sehr berührt gewesen. Gerade in der heutigen Welt brauche es Traumgeschichten, um den imaginären Teil im Menschen zu aktivieren und voranzukommen.

Insgesamt waren rund 100 Bücher für den Preis eingereicht worden. Die Preise der Jugendjury in Höhe von insgesamt 500 Euro gingen an Houssein Kahin und Kornelia Wald für „Die Tasche“ sowie Célia Garino für „Un bout du monde“ („Ein Ende der Welt“).

In „Die Tasche“ möchte Mohammed nicht stellvertretend mit seiner engagierten Lehrerin die Integrationsauszeichnung für seine Schule entgegennehmen. Er findet den Preis verlogen, weil er selbst erst seitens der Lehrerschaft wegen seiner Herkunft diskriminiert worden war. Der Tag, der für die Schule ein Festakt werden soll, wird zur Katastrophe.

In „Un bout du monde“ kommt der 15-jährige Kelvin in das Heim „Am Ende der Welt“ mit einem Leben voller Brüche im Gepäck. Sein Schicksal scheint besiegelt und vom Leben will er nichts mehr wissen – bis diese neue Patchwork-Familie sein Weltbild ins Wanken bringt.

Der deutsch-französische Jugendliteraturpreis wurde 2013 ins Leben gerufen. Er wird von der Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit und der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse vergeben.