Kiel. Das Seemannsheim in Kiel-Holtenau liegt idyllisch nahe am Thiessenkai und der Förde. Unweit passieren täglich viele Frachtschiffe die Schleuse, um aus dem Nord-Ostsee-Kanal in die Kieler Bucht zu fahren oder den umgekehrten Weg Richtung Nordsee einzuschlagen. Im Dezember gibt es im Heim etwas Besonderes zu feiern: Seit 15 Jahren besteht dann die Stiftung Deutsche Lutherische Seemannsmission, kurz DSLM. 2004 wurde sie in Kiel gegründet und unterstützt finanziell bis heute alle Stationen der Seemannsmission bundesweit.
„Unser Ziel ist es, finanzielle Hilfestellung für die einzelnen Ortsvereine zu leisten“, sagt Dieter Radtke. Er gründete die Stiftung und ist bis heute als Schatzmeister aktiv – gemeinsam mit Präsident Jürgen Johannesdotter und Öffentlichkeitsreferent Reinhart Kauffeld im Vorstand. Was die Mitarbeiter vor Ort leisten, wird besonders in der Advents- und Weihnachtszeit deutlich: Dann kommen die Helfer von 15 deutschen Seemannsmissionen in zahlreichen Häfen an Bord der Schiffe, um den Seeleuten je ein Paket als Geschenk zu überreichen. Der wichtigste Gegenstand darin: eine ganz besondere Telefonkarte.
„Wir wissen von den Stationen, dass die Weihnachtspakete-Aktion einen sehr hohen Stellenwert bei den Seeleuten hat“, sagt Kauffeld. „Die teils monatelange Zeit auf See ist eine sehr eintönige Arbeit. Da ist eine Abwechslung sehr willkommen: Die Telefonkarten, die in den Paketen enthalten sind, ermöglichen ein langes Gespräch mit der Familie zu Weihnachten – sie besitzen eine besondere Taktung, sodass länger und trotzdem günstiger telefoniert werden kann. Das ist eine wertvolle Hilfe, um Kontakt zu halten.“
Telefonkarten, Mützen und Schokolade
Viele Beschäftigte an Bord stammen von den Philippinen oder aus Russland. Sie hätten oft eine sehr starke Familienbindung und einen festen Glauben, so der 71-Jährige Kauffeld. „Da ist es eine große Freude unter den Seeleuten, wenn zu Weihnachten die Pakete von der Seemannsmission kommen. Das soll unsere Wertschätzung der Seeleute ausdrücken – getreu dem Motto der Stiftung ‚Für mehr Menschlichkeit in der Seefahrt‘.“ Viele Stationen lassen sich über die Telefonkarten hinaus noch etwas Originelles einfallen, legen selbst gestrickte Pudelmützen in die Pakete, nützliche Werkzeuge oder Sprotten aus Schokolade.
Jeder gespendete Euro geht in die Arbeit der Seemannsmission
Um die Seemannsmissionen zu unterstützen, sammelt die Stiftung jedes Jahr rund 50.000 Euro an Spenden. Der Weg dahin führt über E-Mails und später Telefonate, die der frühere Bankdirektor Radtke schreibt und führt. 12.000 Adressaten sind in seiner Datenbank, hauptsächlich Unternehmen der maritimen Wirtschaft, aber auch Kirchengemeinden und Privatpersonen. „Jeder, der etwas gibt – egal wie hoch die Spende ist – , kriegt eine Spendenbescheinigung und auch einen Dankesbrief“, sagt er. „Wichtig ist uns herauszustellen, dass jeder Euro, der gespendet wird, direkt in die Arbeit der Seemannsmission fließt.“