Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sorgt sich vor einem Rechtsruck in Europa. Es gebe eine große Sorge, dass in Zeiten von zunehmender Polarisierung und multiplen Krisen die Extreme gestärkt aus den Europawahlen hervorgehen könnten, erklärte der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, am Donnerstag beim jährlichen Treffen hochrangiger Religionsführer in Brüssel.
Gohl, der die EKD vertrat, unterstrich auf dem Treffen, dass 2024 ein entscheidendes Jahr für die Europäische Union werde, in dem Weichen für die Zukunft gestellt würden. „Die Zukunft der EU treibt auch die Kirchen und ihre Mitglieder um“, sagte der Landesbischof. Die Synode der EKD habe deshalb im November 2023 auf ihrer Tagung in Ulm einen Beschluss zu den Europawahlen gefasst. Darin bittet die Synode den Rat der EKD und die Landeskirchen, zur Teilnahme an den Wahlen aufzurufen und auf die politische Bedeutung der Europawahlen aufmerksam zu machen. Es gehe um wichtige Zukunftsthemen wie etwa den Klimawandel oder Migration.
Im Hinblick auf die geplante Reform der EU-Asyl- und Migrationspolitik äußerte sich der Landesbischof ebenfalls besorgt. Besonders die verpflichtenden Asylgrenzverfahren und die mögliche Festsetzung von Familien mit ihren Kindern in Lagern an den EU-Außengrenzen sehe die EKD sehr kritisch. Die EU-Kommission sei bei der Umsetzung der neuen Regeln besonders gefragt, darauf zu achten, dass Aufnahme- und Verfahrensstandards durch die EU-Mitgliedsstaaten eingehalten und Menschenrechte auch an den EU-Außengrenzen gewahrt blieben.
Auf Einladung der EU-Kommission kamen am Donnerstag zehn Religionsvertreter aus Judentum, Christentum und Islam zum jährlichen Treffen der Religionsführer in Brüssel zusammen. Thema des Treffens war in diesem Jahr „die Situation der EU in Zeiten der Instabilität.“