Tating. „So riesig ist es zwar nicht, aber vielleicht ist es vorher riesig gewesen“, überlegt Gudrun Fuchs, stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderats von St.-Peter-Ording und Tating. Sie deutet auf ein etwa einen Quadratmeter großes Fragment einer Wandmalerei, das eine Wand in der sonst verhältnismäßig schlichten Tatinger St.-Magnus-Kirche ziert. Diese Malerei ist schon sehr alt, sie wurde schätzungsweise zu Anfang des 17. Jahrhunderts angefertigt. Sie war jedoch jahrhundertelang durch ein Epitaph verborgen, dessen Aufhängung heute nicht mehr sicher ist und das erst vor wenigen Wochen für eine Restaurierung von der Wand genommen wurde.
Das Motiv dieser Wandmalerei, hauptsächlich in einer Art „Eisenrot“ gehalten, ist nicht ganz klar erkennbar: Deutlich ist in der Mitte des Bildes ein Arm und eine offene, linke Hand, darunter so etwas wie der Faltenwurf eines Gewands zu sehen. Dann beginnt auch schon das Rätselraten: So könnte möglicherweise auf der rechten Seite des Bildfragments die Ferse eines Fußes zu sehen sein.
Unglaublicher Moment
„Die Freilegung der Malerei beim Abhängen des Epitaphs war für uns alle eine gewaltige Überraschung und für mich ein ganz unbeschreiblicher Moment, in dem ich den Hut abgenommen hätte, wenn ich einen getragen hätte“, sagt Gudrun Fuchs. Sie ist immer noch schwer beeindruckt. Das Epitaph, eine mehrere Quadratmeter große Gedenktafel zu Ehren der Tatingerin Sibbe Nummel Boiens, geboren im Jahre 1581 und gestorben im Jahre 1663, wurde ein Jahr nach ihrem Tode „Gott zu Ehren, der Kirche zum Zierath und ihr zum Andenken“ aufgehängt. Es ist einer der Schätze, auf den die Kirchengemeinde besonders stolz ist. Vor mehr als 100 Jahren war das Epithaph schon einmal von der Wand genommen worden, um es zu reparieren – damals schon musste die Malerei sichtbar geworden sein, doch: „Für uns war sie neu“, so Gudrun Fuchs.
Überhaupt war das Innere des Gotteshauses in vergangenen Zeiten lebhaft farbig gestaltet: „Der Chorraum und der Altarraum waren mit Mustern verziert“, erzählt Gudrun Fuchs. Sie erinnert sich an ihre eigene Kindheit, als der Innenraum der Kirche mit verschiedenen biblischen Szenen ausgestaltet war. Im Laufe der Zeit allerdings, nachdem die Wandmalerei entstanden war, wurden die Wände vier Mal getüncht – einmal sogar müssen sie himmelblau gewesen sein: Davon erzählt ein kleines Stück Wand, an dem bis vor einiger Zeit eine Wandleuchte hing, eine Geschichte.