Schwerin. Es hängt noch dort, das bunt bemalte Holzkreuz, das Bischof von Maltzahn den Mitarbeitern der Schweriner Bahnhofsmission vor gut eineinhalb Jahren als Dank für ihre Arbeit überreichte. Und auch Rosemarie Zarpentin, von allen hier nur liebevoll „Rosie“ genannt, ist noch da. Sie erinnert sich noch gut, wie der Bischof ihr das Kreuz in die Hand legte. „Irgendwas passierte da mit mir, so wie ein Kribbeln“, sagt sie. In der Kirche sei sie selbst nicht, aber das spiele hier in der Bahnhofsmission auch keine Rolle. Helfen wolle sie, und geholfen wurde ihr selbst auch durch die ehrenamtliche Arbeit, die sie hier seit zwei Jahren leistet.
„Bahnhofsmission macht eben glücklich! Schreiben Sie das ruhig“, scherzt Olaf Hagen vom Träger der Einrichtung, der Stiftung Sozial-Diakonische Arbeit – Evangelische Jugend. Doch bekanntlich liegt in jedem Scherz etwas Wahres. Das scheint auch hier der Fall zu sein: Christiane Raymond, die heute gemeinsam mit „Rosie“ die erste Schicht übernimmt, weiß zu berichten, dass ihre Kollegin nicht immer so selbstsicher und offen war, wie sie es inzwischen ist. Rosemarie Zarpentin bestätigt das; sie fühle sich hier, unter den Mitarbeitern der Mission, aufgehoben. „Ich kann hier aus mir herausgehen und mich austoben. Es fühlt sich gut an, gebraucht zu werden“, sagt sie.
Ausbau erwünscht
Gebrauchen könnte die Mission noch viel mehr Menschen wie Rosemarie Zarpentin und Christiane Raymond. „Wir würden unser Angebot gern weiter ausbauen, schon allein in Hinblick auf die Bereitschaftszeiten“, so Olaf Hagen.
„Bereitschaft“ ist auch das Stichwort für Andreas Flade, der kurz hereinschaut, obwohl er gleich noch einen Termin hat. Anfang des Jahres ist er als Oberkirchenrat in den Ruhestand verabschiedet worden und engagiert sich nun „an der Basis“. Zuletzt war er im Landeskirchenamt in Kiel Dezernent für Mission, Ökumene und Diakonie; hier in der Bahnhofsmission, so Andreas Flade, „zeigt Mission sich in unserer Haltung, das heißt vor allem: Bereitschaftshaltung. Wir sind für die Menschen da.“
Niemand müsse Berührungsängste haben; jeder sei hier willkommen – ob als Gast oder als Helfer. „Nach kirchlicher Mitgliedschaft fragen wir hier nicht, und jeder, der Lust hat, mitzumachen, bekommt vorher natürlich entsprechende Schulungen“, so Olaf Hagen. Außerdem seien da ja auch immer die Kollegen, jeweils zwei pro Schicht. „Da kann man sich gegenseitig unterstützen. Deswegen hat niemand allein Dienst. Im Zweifelsfall bleibt die Mission geschlossen, wenn sich kein zweiter Mitarbeiter für eine Schicht findet.“ Gelegentlich komme auch das vor, was sehr bedauernswert sei. Denn manchmal würde die Hilfe der Bahnhofsmission gerade dann am dringendsten gebraucht. Nach oben hin sei eigentlich immer Luft, so Olaf Hagen: „Einen Pool von 50 Ehrenamtlichen könnten wir gut gebrauchen, dann könnten wir zum Beispiel auch einen Begleitdienst, etwa für Zugreisende mit Handicap, anbieten.“